„Dann geht es nur um cash“

Ein Vortrag über das subjektive Erleben von Zeitarbeit und Gestaltungsalternativen

■ ist Soziologe und forscht am Institut für Arbeit und Wirtschaft der Uni Bremen.

taz: Zuletzt hagelte es wieder Kritik an der Zeitarbeit, weil ein Unternehmen wie Schlecker Leute entlässt, um sie über eine Zeitarbeitsfirma für weniger Geld wieder einzustellen. Was haben Sie herausgefunden?

André Holtrup: Für die einen ist Zeitarbeit der Untergang, für die anderen die Heilsperspektive. In der Diskussion kommen meist die Leute meist zu kurz, die in Zeitarbeit beschäftigt sind: Wo drückt der Schuh, wo gibt es Gestaltungsbedarf? Aber auch: Was ist vielleicht gut?

Sie haben offen gefragt?

Ja, um ein möglichst breites Bild zu bekommen.

Und?

Es gibt gute Seiten, die werden von den Leuten auch wahrgenommen. Sie können durch Zeitarbeit in verschiedene Bereiche hinein gucken, können Erfahrungen sammeln, müssen sich immer wieder auf neue Leute einstellen. Zeitarbeit wird auch als Chance verstanden, sich durch Arbeit zu empfehlen. Das ist das Positive daran.

Und die Kehrseite?

Es wird als massiv ungerecht empfunden, dass über Zeitarbeit Angestellte weniger verdienen als Festangestellte für die gleiche Arbeit. Und für die Ersetzung von Stammbelegschaften durch Zeitarbeiter gibt es gar kein Verständnis.

Aber eben das ist doch mittlerweile zum strukturellen Problem geworden.

Bei dieser Form von Zeitarbeit geht es nur noch um Cash. So etwas muss verhindert werden. Da ist der Gesetzgeber gefordert. Es wäre etwa zu überlegen, die Höchstdauer auf 24 Monate zu begrenzen, wie es vor der Einführung der Hartz-Gesetze war. Aber eine Bundesratsinitiative Bremens, die in die Richtung ging, ist gescheitert. INTERVIEW: FEZ

16 Uhr, Institut für Arbeit und Wirtschaft, Universitätsallee 21/23