berliner szenen Ideen im Schnee

Promi-Spotting

Auf der Suche nach einer Idee wandere ich ziellos durch das winterliche Berlin. Alles um mich herum sieht normal aus, viel zu normal. Der Schnee ist einfach nur Schnee, in all seinen Facetten: weiß, matschig, rußgeschwärzt, geschmolzen oder vereist. Die Menschen gehen derweil ihrer Wege. Auf dem Helmholtzplatz ernte ich misstrauische Blicke, weil ich Passanten in Erwartung eines unvergesslichen Moments etwas zu lang anstarre. Keine „Sommer vorm Balkon“-Touristen, nicht einmal die üblichen Dosenbiertrinker sind hier – nur ein paar Unverbesserliche, die sich vor dem Frieda Kahlo von Wärmepilzen bestrahlen lassen. Auch der Kollwitzplatz ist völlig ausgestorben. Irgendwie drehen sich meine Bemühungen im Kreis.

Bleibt die Hoffnung auf Promis. Ich erinnere mich, wie ich vor einiger Zeit bei Tchibo am Potsdamer Platz einen Kaffee trank. Am Nebentisch saß eine Gruppe Anzugträger, aus deren Gespräch sich die Wortfetzen „Las Vegas“, „Fressen“ und „Saufen“ in mein Gedächtnis eingebrannt haben. Als ich hinüberblickte, sah ich, dass es sich beim Wortführer dieser Horde von Jungmanagern um Bahn-Chef Hartmut Mehdorn handelte.

Ein guter Ort fürs Promi-Spotting ist der Edeka-Markt an der Friedrichstraße. Dort kann man bei günstiger Witterung Sandra Maischberger sehen, wie sie sich ein riesiges, mariniertes Nackensteak kauft. Oder Rezzo Schlauch, wie er – ganz der Grüne – Tüten mit abgepacktem Salat aufreißt. Also, nichts wie hin. Doch heute ist der Edeka so gut wie leer. Ich warte – vielleicht kommt Rezzo ja noch. Der Edeka-Sicherheitsmann beobachtet mich argwöhnisch. Wahrscheinlich hält er mich für einen Ladendieb. Lass gut sein, denke ich und kaufe mir eine Fertigpizza. ANDREAS RESCH