Essen zum fairen Preis

MAHLZEIT Grüne fordern Nachbesserungen am Gesetzentwurf zum Schulessen

Die Siebtklässler mäkeln übers Essen: „Manchmal ist es versalzen“, sagt Patricia (13), kurz bevor um halb eins aufgetragen wird. Frieder (13) stöhnt: „Die Kartoffeln sind manchmal roh.“ – „Aber die süßen Sachen sind gut: Eis, Griesbrei, Eierkuchen“, sagt Ali (14). Dass alle 416 Jungen und Mädchen gemeinsam mit ihren Lehrern Mittag essen, gehöre zum besonderen Profil der Heinrich-von-Stephan-Oberschule in Moabit, sagt der stellvertretende Schulleiter Andreas Hanika beim Pressegespräch am Mittwoch, zu dem die Grünen eingeladen haben. „Sonst gibt es das nur an Grundschulen.“

Dann wird serviert: zu weich gekochte Kartoffeln und eine Fischbulette, die nicht mehr warm ist. Dazu gibt es gut schmeckendes Zaziki. „Das kostet bei uns 2,30 Euro“, sagt Hanika. „Die Eltern zahlen das bereitwillig.“ Wenn es künftig 3,25 Euro wären, wie es Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) plant, könnten einige Eltern Schwierigkeiten bekommen, vermutet Hanika.

Die Höhe des Preises ist nur ein Kritikpunkt der Grünen. Mit einem Festpreis von 3,25 Euro pro Mahlzeit würden Großanbieter ihren Profit maximieren, glaubt Bettina Jarasch, Vorsitzende des Landesverbands. Zudem sollten die Elternbeiträge nach Einkommen gestaffelt werden: Haushalte mit einem Einkommen knapp über der Hartz-IV-Grenze müssten einen höheren Zuschuss erhalten, sagt Bildungsexperte Özcan Mutlu. Im Gegenzug sollten wohlhabendere Eltern mehr zahlen.

SchülerInnen, Eltern und Pädagogen könnten in „Essensausschüssen“ die Qualität des Essens überprüfen und direkten Einfluss auf den Speiseplan nehmen, sagt Torsten Wischnewski, Koautor des grünen Positionspapiers „Gesunde Ernährung im schulischen Ganztag“. „Wo mehr mitgemacht wird, landet auch weniger Essen in der Mülltonne.“

CHRISTIAN OTT