Die Metapher vom großen Garten

SCHAUSPIEL KÖLN Der neue Intendant Stefan Bachmann stellt sich vor

Der neue Intendant hat etwas begeistert Jungenhaftes, wenn er so spricht

Stefan Bachmann, designierter Intendant am Schauspiel Köln und Nachfolger der viel gelobten Karin Beier, die ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg wechselte, gab seine erste Pressekonferenz in Köln. Urban Gardening soll dazu beitragen, dass die zahlreichen Erfolge und Auszeichnungen, die das Haus unter Karin Beier in den letzten sechs Jahren eingefahren hat, hier erneut gedeihen.

Man hat sich viel überlegt in dem neuen Leitungsteam um Bachmann, der Chef erklärt es, vor einem Mikro stehend, in einer Mischung aus Artigkeit, Aufregung und Managerpräsentation. Hinter ihm stehen mit frischer Erde gefüllte Pflanzenkübel, bestückt mit grünen Zöglingen. Sie verweisen auf den großen Garten, der gerade vor der neuen Interimsspielstätte in stillgelegten Fabrikhallen im rechtsrheinischen Kölner Norden angelegt wird. 2015 soll es ins sanierte Stammhaus am Offenbachplatz zurückgehen.

Das mit dem Garten gehe natürlich über Urban Gardening hinaus, erklärt Bachmann. Auch sein Spielplan sei „bunt und vielfältig“. Ein „klassizistischer Garten“ stehe neben „dichtem Dschungel“. Er wolle ein Theater verfolgen, das „echt, authentisch und zum Anfassen“ sei. Bachmann hat etwas begeistert Jungenhaftes, wenn er so spricht. Ihm fehlt, so scheint es jedenfalls, das geschickt Berechnende seiner Vorgängerin.

Nach Karin Beier wirkt sein erstes Kölner Programm etwas konservativ. Zu den Schwerpunkten gehören die Besinnung auf die kraftvollen Ursprünge des Theaters, die Reise, das Thema Heimat sowie Künstlertum und Glaube. Drei Hausregisseure hat Bachmann engagiert: Angela Richter, Rafael Sanchez und den Puppentheatermacher Moritz Sostmann. Bachmann selbst inszeniert ebenfalls.

Zur Eröffnung wird Rafael Sanchez Michael Frayns große Komödie über Theater und Leben, „Der nackte Wahnsinn“, auf die Bühne bringen. Ein Bekenntnis also zur Unterhaltung, zur großen Leidenschaft, zum Humor. Der Verzicht auf große Namen bei Hausregisseuren und dem fast komplett erneuerten Ensemble – sieht man von dem Unikum Peter Kern ab, der auch eine eigene Show bekommen soll – setzt sich bei den Gastregisseuren fort. Heraus sticht ein Raumprojekt des Künstlers Gregor Schneider. Die Stückwahl bietet die angekündigte Vielfalt: zwei Uraufführungen (Jens Albinus, Mario Salazar) neben Shakespeares „Kaufmann“ (Regie: Bachmann) etwa oder ein Kippenberger-Projekt von Angela Richter neben einer Bachmann-Inszenierung des einflussreichen US-Romans „Der Streik“ von Ayn Rand. Wo Politik und Einmischung waren, sollen offenbar mehr Lust und Spiel werden. ALEXANDER HAAS