DIE KLEINE WORTKUNDE

MINUSZUWANDERUNG, eine Wortkreation aus der Giftküche der xenophoben Rechten, taucht als politische Forderung im „Handbuch für freiheitliche Politik“ auf, das die FPÖ gerade überarbeitet und im Juni präsentieren will.

In der Variante „Negativzuwanderung“ war der Terminus bereits im Jahr 2005 von den Juroren der Aktion Österreichisches Deutsch der Uni Graz zum „Unwort des Jahres“ gekürt worden. Das Wort drücke „einen deutlichen Widerspruch in sich aus, da Zuwanderung eine Vermehrung der Bevölkerung bedeutet“, so die Begründung. Und das Wort könne „auf diese Weise verhüllend zum Ausdruck des Wunsches nach Abwanderung unerwünschter Personen in deren Heimatländer verwendet werden“. Verhüllen will die FPÖ mit der Wortschöpfung nichts. Sie versucht nur, ihre Parole „Ausländer raus!“ etwas weniger aggressiv zu formulieren.

Das FPÖ-Handbuch ist ein Leitfaden für Parteifunktionäre, der im bevorstehenden Nationalratswahlkampf eingesetzt werden soll. Er gibt Zuwanderern die Schuld an Arbeitslosigkeit und Kriminalität, steigenden Immobilienpreisen und ansteckenden Krankheiten. Mittels „Minuszuwanderung“ seien langzeitarbeitslose oder straffällig gewordene Einwanderer aus dem Land zu schaffen.

Die erfolgsverwöhnte FPÖ hat in den letzten Monaten bei drei von vier Regionalwahlen verloren und versucht ihre Klientel, bildungsferne Frustrierte und Protestwähler, verstärkt zu mobilisieren. Deftige Parolen haben sich da bewährt. Und so überrascht es nicht, dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Kritik am Begriff „Minuszuwanderung“ abbügelt: Es könne nicht sein, dass „Drittstaatenangehörige in den Sozialstaat Österreich einwandern und nichts tun“. RALF LEONHARD