Ex-Pater bestreitet Vorwürfe

MISSBRAUCH Einer der mutmaßlichen Täter am Berliner Jesuitenkolleg Canisius gibt zu, Schüler geschlagen zu haben. Er habe sie aber nie sexuell missbraucht

BERLIN taz | Im Skandal um den sexuellen Missbrauch von Kindern am Berliner Canisius-Kolleg hat sich nun Wolfgang S., einer der mutmaßlichen Täter, zu Wort gemeldet. In einem Schreiben, das der taz vorliegt, gibt S. zu, Kinder mit Schlägen misshandelt zu haben, er bestreitet aber sexuelle Übergriffe.

„Es ist richtig, dass ich in den Jahren meiner Lehrtätigkeit Minderjährige, die mir anvertraut und in gewissem Sinne abhängig von mir waren, unter Missbrauch meiner pädagogischen und kirchlichen Autoritätsstellung teilweise mit beträchtlicher Härte durch Schläge misshandelt habe“, schreibt er. Er bestritt aber, „mit Minderjährigen Sexualkontakt im Sinne von Genitalberührung, Penetration, Vergewaltigung, Exhibitionismus oder Voyeurismus gehabt“ zu haben. Er sei „weder homosexuell noch pädophil veranlagt“. Thomas Busch, Sprecher der deutschen Jesuiten, sagte, dass es bei S. „zumindest nach derzeitigem Kenntnisstand keine Hinweise auf sexuelle Übergriffe“ gebe.

Ehemalige Schüler haben in den vergangenen Tagen mindestens gegen drei Pater des Jesuitenordens zahlreiche Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs erhoben. Dabei geht es neben dem Canisius-Kolleg in Berlin auch um Schulen und Jugendeinrichtungen in Hamburg, Hannover, Bonn und in St. Blasien im Schwarzwald. Die unabhängige Anwältin Ursula Raue, die für den Orden die Ermittlungen übernommen hat, geht inzwischen von 30 Opfern allein am Canisius-Kolleg aus. Es gehe unter anderem darum, dass Jugendliche auf dem Schoß eines Paters sitzen mussten und gestreichelt wurden. Hinweise auf Vergewaltigungen und damit zu Fällen schweren sexuellen Missbrauchs habe sie bislang nicht erhalten. FLEE

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