DER SPECHT DER WOCHE
: Das Radio muss sich öffnen

Christian Specht, 44, ist in allen linken Parteien aktiv und einer ihrer kenntnisreichsten Beobachter in Berlin. Er engagiert sich unter anderem in der LAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik der Linkspartei und hat ein Büro in der taz. Er ist auch Künstler. An dieser Stelle erklärt er sein Werk der Woche

Das Bild habe ich gemalt, weil ich gerne möchte, dass Behinderte auch die Möglichkeit haben, bei normalen Radiosendern einen Arbeitsplatz zu kriegen – oder einen Praktikumsplatz, eine Ausbildung. Das Problem ist: Viele haben Berührungsängste mit Behinderten oder Schwierigkeiten, mit dem Thema umzugehen. In Schleswig-Holstein gibt es schon so ein Projekt – einen Radiosender, der mit Behinderten arbeitet.

Dort gibt es seit Kurzem einen Vertrag zwischen dem offenen Kanal Schleswig-Holstein und den Behindertenwerkstätten. Dieses Projekt finde ich einerseits sehr gut – trotzdem bin ich dafür, dass es noch mehr solcher Projekte geben soll. Nicht nur bei offenen Kanälen so wie dem Berliner Sender Alex – sondern auch private Sender müssen dazu bereit sein und ein Interesse daran haben, mit Behinderten zusammenzuarbeiten.

Ich arbeite selbst bei einem Radioprojekt in Berlin-Kreuzberg mit. Im Studio ist das Problem, dass man mit dem Rollstuhl nicht reinkommt. Ins Büro schon, aber nicht ins Studio. In dieser Richtung muss noch viel passieren. Es müsste auch eine Gruppe geben, die sich dafür einsetzt, das voranzubringen. Noch sind wir sehr weit auseinander – das stellt das Bild dar. Aber wenn das Radio sich öffnet, kann man damit auch Berührungsängste abbauen. PROTOKOLL: MARLENE STAIB