Ungeliebter Sponsor

In Italien behindern Coca-Cola-Gegner den olympischen Fackellauf nach Turin. In Deutschland hoffen Aktivisten auf die Fußball-WM

BERLIN taz ■ Gestern Tarvisio, morgen Treviso – die olympische Fackel ist in Norditalien unterwegs. Bis zum 10. Februar muss sie in Turin sein, dann werden dort die XX. Olympischen Winterspiele eröffnet. Doch die Veranstalter sind ein wenig besorgt. „Der Weg der Fackel durch Italien wurde jetzt schon 32-mal blockiert“, sagte Mario Pescante, Olympia-Beauftragter der Regierung, gestern. „Es ist eine Schande.“

Aufgehalten werden die Fackelträger von Demonstranten, die gegen Coca-Cola als Hauptsponsor der Olympischen Spiele protestieren. Anlass ist auch hier der Umgang mit kritischen Mitarbeitern des Konzerns in Kolumbien. Auch linksgerichtete Stadtparlamente haben sich dem Protest angeschlossen. Sogar die Olympiastadt Turin verzichtet auf den Ausschank von Getränken des Sponsors.

„So eine breite Protestbewegung wünschen wir uns auch für die Fußballweltmeisterschaft in diesem Jahr“, sagt Raul Zelik von der „Kolumbienkampagne“ in Deutschland. Das Netzwerk arbeitet bereits seit knapp 6 Jahren in Deutschland und informiert auf seiner Internetseite über die Vorwürfe, die u. a. von der Nahrungsmittelgewerkschaft Sinaltrainal gegen Coca-Cola erhoben werden. In ganz Europa arbeiten Gruppen mit der Sinaltrainal zusammen, sorgen für Öffentlichkeit und gegebenenfalls auch für Boykottaufrufe. Weil die Netzwerke aber oft zu klein sind, um selbst großflächigen Protest zu organisieren, suchen sie große Gewerkschaften als Verbündete. In Spanien und Italien habe das funktioniert, sagt Zelik.

Für die WM in Deutschland, bei der Coca-Cola ebenfalls Großsponsor ist, muss das Netzwerk eigentlich nicht mehr lange nach einem mächtigen Mitstreiter suchen. Denn die Gewerkschaft Ver.di hat bereits im Herbst 2003 auf ihrer Bundeskonferenz einen Boykott von Produkten der Coca-Cola Company beschlossen. „Ver.di ist entsetzt über die Vorgehensweise der kolumbianischen Coca-Cola-Tochter Panamco und wird aufgrund dessen in Zukunft keine Getränke der Coca-Cola-Company mehr einkaufen. Im Klartext heißt das, dass sich alle Bezirke selbstverständlich verpflichtet fühlen, bei Veranstaltungen, Sitzungen etc. bewusst Getränke der Coca-Cola Company zu meiden.“

So weit beschlossen – wenn auch ein wenig in Vergessenheit geraten. Denn Boykottaufrufe sind bei Gewerkschaften umstritten. Bei Coca-Cola würden vor allem die Beschäftigten der hiesigen Lizenznehmer und Abfüller getroffen und weniger die Konzernspitze in Atlanta, lautet die Kritik. Dennoch, so bestätigt Ver.di auf nachfrage der taz, „der Beschluss gilt weiterhin.“

STEPHAN KOSCH