Zucker muss ins Trockene

SZENE Auch um seinen Raumwunsch zu veröffentlichen, bespielte Zuckernetzwerk die Überseestadt

Mit dem Festival „Unterseedorf“ hat das Zuckernetzwerk mit der Zwischenzeitzentrale (ZZZ) an den vergangenen zwei Wochenenden in der Überseestadt für Programm gesorgt. Zugleich wies es damit auf die eigene Unbehaustheit hin. Der Verbund aus Kulturkollektiven und -Akteuren hatte den unkommerziellen „Zucker Club“ betrieben und als Freiraum genutzt. Seit einem Jahr ist der dicht.

Das Unterseedorf-Programm reichte vom Workshop über Konzerte mit und ohne Party bis zur Lesung. Trotz widriger Witterung – mit der Resonanz seien sie zufrieden, so Kriz Sahm und Noemi vom Orga-Team. Zugleich unterstrich der Dauerregen das Anliegen: Open Air ist schön. Aber nicht als Dauerzustand.

„Eigentlich würden wir gern eine leerstehende Immobilie beziehen“, erklärt Noemi. Allerdings: Meistens sind schlicht die Mieten zu teuer. Und: Das Netzwerk ist kein einfacher Mieter: „Es darf wegen der Lautstärke keine Nachbarn geben“, beschreibt Sahm das Profil, „und es müssen Veranstaltungsräume und Ateliers vorhanden sein“. Im Visier hat man eine Brache in der Neustadt. Auf der müsste neu gebaut werden – ein Investor hätte auch Interesse. Noch ungeklärt ist aber, wer die Altlasten beseitigt – das Gelände, derzeit Bundeseigentum, ist kontaminiert. Die Bremer Wirtschaftsförderung arbeite „mit aller Kraft an einer Lösung“, ließ sich ein Sprecher zitieren. Immerhin 100.000 Euro Investivmittel aus der Kreativwirtschaftsförderung stünden somit für die kommenden zwei Jahre bereit. Innerhalb des Netzwerks hat der Prozess für Kontroversen gesorgt: „Wir kritisieren, dass Kulturförderung abnimmt und Kultur gezwungen ist, sich als Jobmaschine darzustellen“, so Sahm. „Auf der anderen Seite nehmen wir Geld aus der Kreativwirtschaftsförderung an.“ Die Mehrheit dafür war knapp, einige verließen daraufhin das Netzwerk.  ASL