„Hohes Schadenspotenzial“

THEMENTAG Verbraucherzentrale und Patientenberatung informieren über Igel

■ 34, Humanbiologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Igel-Monitor.

Frau Thomas, was ist der Igel-Monitor?

Silke Thomas: Eine Internetseite, auf der wir Bewertungen von einzelnen Igel-Leistungen abgeben, also den individuellen Gesundheitsleistungen, die von den Krankenkassen nicht grundsätzlich finanziert werden.

Aber Sie werden finanziert vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen – die ein Interesse daran haben, die Zahl der Kassenleistungen gering zu halten.

Man kann sagen, es besteht ein Interessenkonflikt, aber wir machen sehr transparent, wer wir sind und legen vollständig offen, wie wir zu unseren Ergebnissen kommen, welche Studien wir mit einbezogen haben.

Wie kommt es dazu, dass Sie eine Igel-Leistung genauer untersuchen? Und sind die nicht bereits deshalb aus dem Leistungskatalog ausgeschlossen, weil sie auf ihren Nutzen überprüft wurden?

Nein, die Mehrheit der Igel-Leistungen wurde das nicht! Wir haben uns zu Beginn vor einem Jahr 24 Igel-Leistungen aus den Bereichen Therapie und Früherkennung vorgenommen, die wir besonders wichtig fanden. Jetzt reagieren wir auch darauf, wenn wir besonders viele Anfragen zu einer Leistungen bekommen.

Zum Beispiel?

Ultraschall-Untersuchungen der Eierstöcke. Dazu gibt es eine sehr gute Datenlage. Es gibt überhaupt keinen Hinweis auf einen Nutzen der Untersuchung, aber auf erhebliche Schäden, die bei unnötigen Entfernungen der Eierstöcke entstehen.

Und wenn eine Igel-Leistung nutzlos ist, aber keinen Schaden anrichtet? Raten Sie ab?

Uns geht es nicht darum, den Leuten zu sagen, „lasst lieber die Finger davon“, sondern sie dazu zu ermutigen, sich zu informieren. Viele trauen sich ja gar nicht, etwas zu hinterfragen, weil sie Sorge haben, dann anders vom Arzt behandelt zu werden. Und in der Krebsfrüherkennung und in der Schwangerschaft ist der Druck besonders groß. Da denkt doch jede, „ich mach das mal lieber“. Aber den wenigsten ist das Schadenspotenzial bewusst. Und wenn es eine Woche ist, die jemand psychisch völlig fertig auf ein Ergebnis wartet.  Interview: EIB

15 bis 18 Uhr, Arbeitnehmerkammer, Bürgerstraße 1