Infineons Machtkampf unter Männern entschieden

AUFSICHTSRAT Neuer Chefaufseher ist Klaus Wucherer. Regierungsinitiative fordert höheren Frauenanteil

Zwei Frauen im Aufsichtsrat von Infineon wurden von den Aktionären wiedergewählt

BERLIN taz | Der Machtkampf um den Chefposten im Aufsichtsrat des Halbleiterherstellers Infineon ist entschieden: Der ehemalige Siemens-Manager Klaus Wucherer wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Im Vorfeld der Abstimmung war hart um den Chefposten gerungen worden. Der britische Investor Hermes hatte mit Willi Berchthold, Finanzvorstand des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, einen eigenen Kandidaten aufgestellt. Hermes und andere unzufriedene Aktionäre verlangten einen Neuanfang und stellten sich damit gegen den Vorstand und den scheidenden Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley, die Wucherer nominiert hatten. Dieser gehört dem Gremium seit 1999 an und erhielt 72,5 Prozent der Stimmen. Berchthold scheiterte, da er nur auf 27,4 Prozent kam. Die Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Daniela Bergdolt, kritisierte Kley: Er hätte „diese Schlammschlacht verhindern müssen“.

Der Aufsichtsrat war von 16 auf zwölf Mitglieder verkleinert worden, da die Mitarbeiterzahl in Deutschland unter 10.000 zurückgegangen sei, begründete Infineon. Zu den sechs Mitgliedern auf Anteilseignerseite zählen zwei Frauen: Doris Schmitt-Landsiedel und Renate Köcher. Beide wurden in ihrem Amt bestätigt.

Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bleibt der Arbeitnehmervertreter Gerd Schmidt. Die Vertreter der Arbeitnehmer in dem Kontrollgremium waren bereits im Dezember gewählt worden und traten nach der Hauptversammlung erstmals zusammen. Nachdem die Dresdner Betriebsrätin Kerstin Schulzendorf nicht wiedergewählt worden war, gibt es auf dieser Seite keine weibliche Aufsichtsrätin mehr.

Am Donnerstag forderte die Kommission des Deutschen Corporate Governance Kodex einen höheren Frauenanteil in Aufsichtsräten. Der Kodex ist für Firmen rechtlich nicht bindend, er umfasst nur Berichtspflichten. Jutta Wagner, Vertreterin der Aktion „Aktionärinnen fordern ein!“ (taz vom 12. Februar), sagte, Infineon nehme die Forderung nach mehr Frauen nicht ernst: „Außer den zwei Vertreterinnen im Aufsichtsrat gibt es in den Führungsebenen keine Frauen.“ JULIA OTTEN