berliner szenen David Lynch in Berlin

Ziel: der Weltfrieden

Irgendwas muss in Hollywood schief laufen. Wie sonst sollte man erklären, dass ein Filmpromi nach dem anderen in pseudoreligiöse Fahrwasser gerät und den neu erworbenen Seelenfrieden in die Öffentlichkeit trägt? Den Regisseur David Lynch hat es auch erwischt, konnte man feststellen, als er am Sonnabend in Berlin seine „Foundation for Consciousness-Based Education and World Peace“ vorstellte.

Auf der Pressekonferenz im Hotel Adlon spricht Lynch über „mental techniques“, mit denen man die Oberfläche aus Angst und Stress transzendieren und in den „ocean of consciousness“ eintauchen könne. Gut, denkt man, bei Lynch geht’s immer darum, dass da mehr ist als das, was das Auge trifft. Doch Lynchs Psychovortrag geht weiter: Er wolle Dunkelheit, Hass und Terror überwinden und Erleuchtung und Liebe auf der Erde säen.

Nüchtern ausgedrückt: Lynch betreibt seit über 30 Jahren transzendentale Meditation. Seine Stiftung wird in Deutschland den Aufbau von 12 „Campus-Universitäten“ unterstützen, in denen „Studenten“ die „Vedische Wissenschaft“ lernen. Das Ziel: der Weltfrieden. Der Weg dahin: Die yogischen Flieger werden in Berlin und anderswo „good vibes“ in Gang setzen und – so verkündet es ein Faltblatt – damit Krankheiten, Kriminalität, Unfälle und Naturkatastrophen ebenso wie politischen Streit mindern.

Am Nachmittag tritt Lynch im Kino Arsenal vor Filmstudenten auf – doch dort scheinen die guten Schwingungen noch nicht gelandet zu sein. Er habe ein Gespräch übers Filmemachen erwartet und keine Promotiontour für eine esoterische Stiftung, beschwert sich ein junger Mann. Lynch nimmt es gelassen: „Peace to you all!“, ruft er zum Abschluss in den Saal. SEBASTIAN FRENZEL