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: Unter der Sonne Kaliforniens

Die Bundesliga ist viel zu gefährlich. Deshalb sollten die restlichen 144 Partien vor der WM gestrichen werden

Genau genommen und also nach Adam Riese sowie Eva Zwerg sind es jetzt also noch genau 144 Bundesligapartien bis die größte und beste Fußball-Weltmeisterschaft aller Zeiten endlich angepfiffen werden kann. Das ist einerseits gut zu wissen – andererseits fällt einem da, warum auch immer, ein Satz ein, den Klaus Allofs erst vergangenen Mittwoch über die eisige Schneewüste des Millerntors gerufen hat, direkt hinein ins Ohr von Schiedsrichter Felix Brych. Brych hatte sich kurz davor erdreistet, die Millerntor-Piste für bespielbar zu erklären, Allofs wiederum, als Werder-Manager das nahende Unheil schon ahnend, soll dem Unparteiischen daraufhin diesen Satz schneeballgleich an den Kopf geworfen haben: „Wenn sich ein Nationalspieler verletzt und wir deshalb die WM nicht gewinnen, sind Sie schuld!“

Das ist wirklich ein gutes Argument (zumal sich Miroslav Klose im Spielverlauf tatsächlich eine Verletzung zugezogen hat), nicht nur im Speziellen (also am zugefrorenen Millerntor), sondern auch im Allgemeinen. Was heißen soll: Es ist viel zu gefährlich, all die Nationalspieler noch genau 144-mal (= 16-mal pro Nationalspieler) aufeinander losgehen zu lassen, denn wie schnell können Knochen bersten, Sehnen reißen oder Bänder zerfetzen. Zumal all das gar keinen Sinn mehr macht, da die Chose sich doch ohnehin längst schon wieder und zu Gunsten der Bayern erledigt hat. Aber auch der Rest ist leicht vorhersehbar und quasi abgemachte Sache: Bremen und Hamburg bekommen die übrigen Plätze in der Champions League, Schalke feuert drei Tage vor Saisonende seinen Trainer und holt endlich Christoph Daum, Nachfolger auf Schalke wiederum wird der nächste Woche in Stuttgart entlassene Giovanni Trapattoni, in die zweite Liga müssen Duisburg, Köln und Kaiserslautern, was republikweit als gerecht empfunden wird. Bundestrainer Jürgen Klinsmann wiederum hat endlich die leidige Standortdiskussion vom Hals, weil es zum einen gar keine Bundesligaspiele mehr gibt, die er noch beobachten könnte, er zum anderen alle Nationalspieler sowieso zu sich unter die Sonne Kaliforniens geholt hat. Dort ist es schließlich immer so schön warm, was bestens ist für Knochen und Muskeln und Bänder – und hat zudem die höchste Fitnessguru-Dichte der Welt. Einzige Ausnahme: Torhüter Oliver Kahn, der getreu seinem eigenen Motto („Weiter, weiter, immer weiter!“) kurzfristig nach England transferiert wird, um dort bei Arsenal London den Kasten sauber zu halten, was wiederum zweierlei Vorteil in sich birgt: Jens Lehmann kann sich besser an sein Ersatztorhüterdasein während der WM gewöhnen, und Kahn weiterhin Spielpraxis sammeln. Einzige Sorge dabei: Wie leicht kann er sich dabei verletzen – und wir die WM verlieren.

FRANK KETTERER