LESERINNENBRIEFE
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Eine prägende Erfahrung

■ betr.: „Frankfurter Verhältnisse“, taz.de vom 3. 6. 13

Die Polizei hat gleich eine Vielzahl von Rechtsbrüchen begangen. Gerade Gewalt sollte das letzte Mittel sein. Auf einige Regenschirme und Guy-Fawkes-Masken kann man auch besonnen reagieren und muss nicht eine ganze friedliche Demo körperlicher Gewalt aussetzten. Von der Exekutive in einem demokratische Rechtsstaat und auch von jedem anständigen Polizisten kann man das eigentlich erwarten. Jetzt haben die Polizeiführung und das Innenministerium nicht mal mehr den Mut, sich für die Gewaltorgie zu entschuldigen. Besonders schlimm ist, dass die Polizisten sogar vor Pressevertretern keinen Respekt mehr haben. Dass sich dort auch Kinder befanden, hat kaum einen Polizisten interessiert. Dadurch ist es gelungen, dass keiner mehr von den Inhalten redet. Dafür haben die „liberale Stadt Frankfurt“ und die CDU-Regierung in Hessen jetzt einen Polizeiskandal. Für eine ganze Generation von Protestierenden und Frankfurter Bürgern wird der „Frankfurter Kessel“ eine prägende Erfahrung bleiben. Dass sie so besonnen auf die Gewalt und untereinander solidarisch regiert haben, ist ein kleines Wunder. ANASTASIA, taz.de

Staat-Bürger-Verhältnis

■ betr.: „Eingekesselt und aufgelöst“, Foto, taz vom 3. 6. 13

Der Polizist presst mit seinem Protektor-Handschuh vollflächig das Gesicht einer Bürgerin. Dieses Foto hat das Zeug zu einer politischen Ikone über das neue Staat-Bürger-Verhältnis: Schmerzen ertragen, nichts sehen, nichts sagen.

Wer hat diesen Griff ins Gesicht antrainiert und angewiesen und politisch legitimiert? DELF SCHNAPPAUF, Homberg

Erst mal ein netter Traum

■ betr.: „Das Pionierstadium ist lange überschritten“, taz panter workshop vom 1. 6. 13

Es stimmt: Am 16. Juni eröffnet das Himmelbeet – allerdings nicht auf dem Dach eines Parkhauses (leider noch nicht), sondern auf einer vom Bezirk zur Verfügung gestellten Freifläche, die wir uns zusammen mit einer ansässigen Kita teilen werden. Das Dach selbst ist bis auf weiteres nicht sehr viel mehr als ein netter Traum – mit ungewissem Ausgang. Auch ist es nur irgendwie richtig, dass es die Unterstützung seitens eines Supermarktes gibt. Ohne diesen als Hausherren des betreffenden Daches bräuchte man über diesen Traum nämlich gar nicht nachzudenken. Und kurz noch mal nachgeguckt, was das kleine „g‘“ in gGmbH bedeutet: „gemeinnützig“. Oder die Gegenfrage anders formuliert: Ist die taz dadurch unpolitischer geworden, dass sie eine Genossenschaft gegründet hat?

Fazit: Das Himmelbeet quasi als jungliberale Fraktion der Stadtgartenbewegung zu suggerieren, nur weil man ein Halteseil für sein Interview braucht, das fand ich schon ausgesprochen ärgerlich.

MICHAEL GROSCH, Berlin

Das Gesicht des türkischen Volkes

■ betr.: „Willkommen in Resistanbul“ Foto, taz vom 3. 6. 13

Ich habe mich sehr über das Bild auf der Titelseite geärgert. Es gibt eine große Menge an Fotos von DemonstrantInnen, die weder maskiert sind noch sonst irgendwie „radikal“ wirken und die brutal von Polizisten angegriffen werden (indem man ihnen Tränengas ins Gesicht sprüht, sie mit Schlagstöcken zusammenschlägt usw.). Wieso müsst ihr ausgerechnet dieses die Lage verzerrende Bild nehmen, die eher die Rede der Regierung von einem „Haufen Extremisten“ unterstützt?! Die Demonstranten haben ein Gesicht, oh ja, sie verstecken es nicht. Es ist ein junges, ein altes, ein friedliches, ein wütendes … ein schönes, sehr vielfältiges Gesicht. Es ist das Gesicht des türkischen Volkes! DILEK DIZDAR, Speyer

Transparenz sieht anders aus

■ betr.: „Zu Besuch beim Waffendealer“, taz vom 3. 6. 13

Es ist ja immerhin löblich, dass Kanzlerin Angela Merkel die Bereitschaft gezeigt hat, über geplante Rüstungsexporte früher zu informieren. Aber das reicht eben nicht! Es muss eine Debatte im Parlament darüber geben, ob es zulässig sein kann, Waffen in Staaten exportieren zu lassen, die für Menschenrechtsverletzungen bekannt sind. Solche Entscheidungen am Parlament vorbei im geheimen Sicherheitsausschuss zu treffen, sollten die Abgeordneten nicht länger hinnehmen.

Die Bundestagsabgeordneten erfahren auch kaum etwas über die ausgemusterten Leopard-Panzer der Bundeswehr, die von den Rüstungsfirmen aufgearbeitet und zu Schnäppchenpreisen auch an Staaten verscherbelt werden, die sich diese sonst nicht leisten könnten. Transparenz sieht anders aus.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Fader Geschmack

■ betr.: „Schnitzel und Würstchen werden billiger“, taz vom 3. 6. 13

Dass Fleisch in Deutschland viel zu billig produziert wird, ist deutlich zu merken. Fader Geschmack, eine schwammige Konsistenz und eine geringe Haltbarkeit verderben einem den Appetit auf Schnitzel, Würstchen und Co. Meiner Gesundheit, den Tieren und der Umwelt zuliebe habe ich mich dazu entschieden, Fleisch aus meinem Speiseplan zu streichen. JULIA ENGELS, Elsdorf