Kritik an Putsch, aber Niger hat viele Vorbilder

BERLIN taz | Es gehört zum Ritual: Kaum hatten Nigers Militärs die Macht ergriffen, hob die Afrikanische Union (AU) mahnend den Zeigefinger. AU-Kommissionschef Jean Ping „verurteilt die gewaltsame Machtergreifung in Niger und „fordert eine rasche Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung“, hieß es gestern.

Allerdings war es zum Putsch nur gekommen, weil Nigers Präsident Mamadou Tandja die verfassungsmäßige Ordnung seines Landes selbst beseitigt hatte. Die Qualität einer Regierung misst sich nicht einfach daran, ob ihre Führer Zivil tragen. Gerade in Westafrika tritt immer wieder die Armee als Retter auf, wenn ein gewählter Präsident seinen Staat aushebelt. Das Militär sieht sich dann als Garant der „republikanischen Institutionen“.

So stürzte 2005 in Mauretanien das Militär den Langzeitpräsidenten Maaouiya Ould Taya. In Guinea ergriff zu Weihnachten 2008 das Militär die Macht, als Diktator Lansana Conté starb. Diese Putsche weckten große Hoffnungen. Die Vorbilder: der Sturz von Malis Diktator Moussa Traoré während eines Volksaufstandes 1991 und die Demokratisierung Nigerias nach dem Tod von Diktator Sani Abacha 1998.

Doch Guineas Junta regierte noch brutaler als Conté; Juntachef Dadis Camara wurde per Attentat wieder entmachtet. Mauretaniens Militärs organisierten zwar freie Wahlen, setzten aber deren Gewinner bald wieder ab.

Beide Länder wurden dann Fälle für internationale Krisenvermittler. Bei Niger ist das aber ohnehin schon der Fall. D.J.