Verletzte bei Zwangsräumung

Israelische Polizei geht mit Gewalt gegen Siedler im Westjordanland vor

JERUSALEM ap/taz ■ Bei der Zwangsräumung von neun Häusern der Siedlung Amona in der Nähe von Ramallah im Westjordanland ist es am Mittwoch zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen israelischen Polizisten und Soldaten sowie 5.000 Bewohnern und Demonstranten gekommen. Dabei wurden 200 Personen verletzt, zwei von ihnen schwer.

Noch kurz vor der Räumungsaktion hatte der Chef der Polizei im Westjordanland, Israel Jitzhak, die Demonstranten vor einer Provokation seiner Truppe gewarnt. „Ich hoffe, sie werden uns nicht dazu zwingen, von den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, Gebrauch zu machen. Sollten sie sich widersetzen, werden wir Gewalt anwenden“, hatte er angekündigt. Kurz nach dem Eintreffen der Bulldozer umstellten die Demonstranten jedoch die Häuser und bewarfen die Truppen mit Steinen, Eiern und gefüllten Farbbeuteln.

Offensichtlich will die israelische Regierung vor der Parlamentswahl Ende März noch weitere illegale jüdische Siedlungen im Westjordanland räumen lassen. Israelische Regierungsmitarbeiter bestätigten gestern Medienberichte, wonach vor der Wahl am 28. März noch ein oder zwei illegale Außenposten geräumt werden sollen. Dem internationalen Friedensplan (Roadmap) zufolge muss Israel zwei Dutzend dieser Minisiedlungen auflösen, die von radikalen Juden errichtet wurden, um die Übergabe von Land an die Palästinenser zu verhindern.

Die Regierung des amtierenden Ministerpräsidenten Ehud Olmert kann sich bei ihrem Vorgehen gegen die extremistischen Siedler auf den Rückhalt der Bevölkerungsmehrheit stützen. In einer Umfrage der Zeitung Jediot Ahronot gaben 57 Prozent der Befragten den Siedlern die Schuld an der Gewalt. Nur 16 Prozent machten die Sicherheitskräfte dafür verantwortlich.

Nach der Schließung des Grenzübergangs Karni zwischen Israel und dem Gaza-Streifen gerät die palästinensische Wirtschaft immer stärker unter Druck. Über Karni wird der Großteil des Warenex- und -imports abgewickelt, seit zwei Wochen ist der Übergang jedoch wegen Hinweisen auf einen geplanten Anschlag geschlossen.

Sieben Millionen Dollar hat die palästinensische Wirtschaft dadurch mittlerweile verloren, wie die Vereinten Nationen mitteilten. Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und Medikamenten drohe zusammenzubrechen, 100.000 Tonnen frische Güter, von Blumen bis zu Erdbeeren, seien bereits verdorben.