häuptling flachkopf und seine ceaușescu-allüren von RALF SOTSCHECK
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Was lange dauert, wird endlich Murks. Jedenfalls gilt das für die irischen Verkehrsplaner. Seit Jahren wollen sie das Verkehrschaos in der Dubliner Innenstadt angeblich beheben, doch mit jeder Maßnahme, die sie aushecken, wird alles schlimmer. So soll ein Tunnel vom Hafen zur Ringautobahn die Lastwagen aus dem Zentrum fern halten, doch vor zwei Jahren stellte man überrascht fest, dass der Tunnel 30 Zentimeter zu niedrig ist, sodass große Lastwagen gar nicht hineinpassen.

Zwar beließen es die Flachköpfe beim Flachtunnel, weil ein Umbau langwierig und zu teuer gewesen wäre, aber fertig ist der Tunnel immer noch nicht. Dafür ist er jetzt undicht – die Bauarbeiter können den Tunnel nur mit Regenschirm betreten. Aber das macht ja nichts: Die Autofähren können die Lastwagen nun gleich bis zur Ringautobahn bringen.

Das Meisterstück in Sachen Inkompetenz lieferten die Stadtplaner bei der Straßenbahn. Am selben Tag, an dem es im Tunnel zu regnen begann, stellte sich heraus, dass die Tram gemeingefährlich ist. Dabei fährt sie noch gar nicht so lange. Am 30. Juni 2004 wurde sie feierlich mit Champagner und Kapelle eingeweiht. Die Ehrengäste ahnten nicht, dass das Bindematerial, mit dem die Schienen an Betonblöcken festgemacht sind, bereits Risse hatte, bevor die erste Straßenbahn gefahren war. Man wollte die schöne Feier aber nicht absagen. Schließlich war der Bau erst mit abenteuerlicher Verspätung fertig geworden, die Kosten waren auf 800 Millionen Euro gestiegen und die Stadt wegen der Bauarbeiten ewig lahm gelegt.

Die Baufirma wusste von den Problemen schon drei Monate vor der Eröffnung und hatte einen Beamten im Ministerium verständigt. Den damaligen Minister Seamus Brennan, der bei der Feier so stolz war wie ein Achtjähriger mit seiner ersten elektrischen Eisenbahn, hatte man darüber nicht informiert. Alle hatten dichtgehalten – bis auf das Bindematerial. Inzwischen hat es sich so voll Wasser gesogen, dass die Bahnen in Kurve leicht aus den Schienen hüpfen könnten. Ein Drittel des Schienennetzes muss wieder ausgebuddelt und neu verlegt werden, das wird mindestens 10 Millionen Euro kosten. Die Anwohner, die jahrelang unter Dreck, Lärm und gesperrten Straßen gelitten haben, raufen sich die Haare.

Dabei müssten die Iren fiaskoerprobt sein. Für die Parlamentswahlen 2002 hatte die Regierung ein 52 Millionen Euro teures Computersystem zur elektronischen Stimmabgabe angeschafft. Leider funktionierte es nicht und wurde eingemottet. Die Lagerkosten für den Schrotthaufen betragen 600.000 Euro im Jahr.

Das Lieblingsprojekt des Premierministers Bertie Ahern kam nicht mal über die Planungsphase hinaus: Das olympiataugliche Nationalstadion sollte mehr als eine Milliarde kosten. So verschwanden die Pläne für die „Bertie-Schüssel“ in der Schublade. Der Wunschtraum des „Taoiseach“, was „Häuptling“ bedeutet und der offizielle Titel des Premiers ist, kostete daher lediglich 230 Millionen für Berater und Räumungsarbeiten. Der Justizminister warf ihm „Ceauceșcu-Allüren“ vor. Die Wirklichkeit ist eine Nummer kleiner: Ahern ist Häuptling von Schilda.