„Das spült Geld in die Kassen“

Diskussion über die Kirche und den Mammon

■ ist Propst beim Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Hamburg-Ost und Hauptpastor an St. Nikolai.   Foto: Privat

taz: Herr Claussen, spürt die Kirche die Finanzkrise?

Johann Hinrich Claussen: Ja, wir spüren deutliche Mittelrückgänge. Und wenn dann noch eintritt, was die FDP in Berlin plant …

Sie meinen die Senkung der Einkommenssteuer?

Ja, damit reduziert sich auch die Kirchensteuer. In der FAZ habe ich gelesen, für die evangelische Kirche in Deutschland wäre das ein Verlust von 500 Millionen Euro.

Was unternehmen Sie bis jetzt wegen des ausbleibenden Geldes?

Zum einen gibt es einen Einstellungstopp. Eine weitere Möglichkeit sind Sponsoring und Fördervereine. Um auch Menschen zu bewegen, uns zu unterstützen, die keine Kirchensteuer zahlen.

Was tut St. Nikolai?

Wir haben durch Sponsoring ein Fenster durchfinanziert. Mit Patenschaften für einzelne Segmente und einem Puzzle: es kostet 20 Euro pro Stück. Das spült nicht nur Geld in die Kassen, sondern erhöht auch die Bindung der Gemeinde an die Kirche.

Was halten Sie davon, Eintritt zu nehmen, wie es die Marienkirche in Lübeck tut?

Das wäre nur ein Mittel für die großen, touristisch attraktiven Kirchen. Momentan sehen wir noch davon ab. Es ist schon sinnvoll, dass Touristen Eintritt zahlen. Der Zugang zum Gebet, zur Stille in der Kirche muss aber jedem gewährt sein. INTERVIEW: UTB

„Kirche und Geld“: Es diskutieren die Hauptpastorin und Pröpstin Ulrike Murmann, der Unternehmer Hans-Werner Rhein und Oberkirchenrat Thomas Begrich. 20 Uhr, Hauptkirche St. Nikolai