„Nicht nur Härte des Penis“

VORTRAG Fachärzte und Betroffene sprechen über Ursachen und Therapie von Erektionsstörungen

■ 55, ist Urologe in Bremen.

taz: Herr Hübotter, kommt jemand zu Ihnen und sagt, „ich habe Erektionsstörungen“?

Reinhard Hübotter: Jüngere Männer machen das durchaus. Ältere Patienten wählen eher den indirekten Weg. Nach einer Prostatauntersuchung drehen sie sich an der Tür nochmal um: „Ach, was ich noch sagen wollte“. Sie verstecken sich hinter anderen Beschwerden oder schieben nach dem Motto „Mir macht das ja nichts aus, aber meine Frau hat gesagt …“ auch die Partnerin vor.

Sie setzen sich für eine ganzheitliche Betrachtung der Störung ein. Warum?

Sexualität ist nicht nur ein mechanischer Akt, es ist eine intime Situation, die in einer Beziehung stattfindet. Sexualität lässt sich nicht nur in Härtegraden des Penis ausdrücken, einen solchen Blick auf Sexualität lehne ich ab.

Ab wann spricht man von einer „erektilen Dysfunktion“?

Das ist schwierig zu definieren. Ich würde sagen, wenn dem Mann der regelmäßige Geschlechtsverkehr nicht möglich ist.

Wer ist am häufigsten betroffen?

Männer über 40. Bei der Mehrzahl hat die erektile Dysfunktion organische Gründe und hängt mit Blutzucker-, Prostataerkrankungen oder dem Rauchen zusammen, welche mit Schädigungen von Blutgefäßen oder Schwellkörpern einhergehen.

Welche Rolle spielt die Psyche?

Organische Ursachen sind häufiger, aber eine erektile Dysfunktion kann auch psychische Ursachen haben, wenn etwa die Trauer um die vorherige Sexualpartnerin noch nicht aufgearbeitet ist. Oft sind es Mischformen, die zu der Störung führen.  MB

Kassenärztliche Vereinigung, Schwachhauser Heerstr. 26, 16 Uhr