Zu Gast bei Streithähnen

Franz Beckenbauer keilt gegen die Stiftung Warentest, Taxifahrer dürfen keine Fifa-Gäste kutschieren und die Medien nicht frei berichten: Bei ihrer WM-Planung hat sich die Fifa nicht nur Freunde gemacht

VON MICHAEL AUST

So kennt man ihn, den Firlefranz: Spontan, leidenschaftlich, und immer gute Ideen. Jetzt will er der Stiftung Warentest den Geldhahn abdrehen. „Die haben Deutschland ein Stück lächerlich gemacht. Da war Populismus im Spiel, unterstes Niveau“, wettert er in der aktuellen Sport Bild. „Denen würde ich die Zuschüsse streichen.“ Warum? Stiftung Warentest hatte es bekanntlich gewagt, die WM-Euphorie mit einer Studie zu trüben, die Mängel in deutschen WM-Stadien anprangerte. Im Fußball-Funktionärsland Deutschland wird das nicht gern gesehen.

Denn bei der WM-Planung reiht sich Panne an Panne: Der Zoff um die Ticket-Vergabe, die abgesagte Eröffnungsgala, die Debatte um die Sicherheit der Stadien. Gestern wollte die Fifa der taz keine Auskünfte zu weiteren offenen Fragen geben. Es ist dennoch klar: neuer Ärger droht.

Der Leinwand-Streit

Zum Beispiel „Public Viewing“: Die von der Fifa mit der Rechtevergabe beauftragte schweizerische Firma „Infront“ schreibt genaue Regeln vor, wann für eine Übertragung auf Großleinwand Lizenz gezahlt werden muss. Zwischen 5.000 und 10.000 Euro müssen Anbieter von „kommerziellen Vorführungen“ von WM-Spielen an Infront zahlen. „Ich würde jedem Privatmenschen empfehlen, eine nicht-kommerzielle Veranstaltung zu machen“, rät Dirk Sebastian Howe von der der Agentur Konzeptsport, die Leinwand-Aufsteller technisch unterstützt. „Dann kommt man nicht in Konflikt mit der Fifa.“

Dabei ist rechlich zumindest unklar, wann eine Vorführung kommerziell ist und wann nicht. So bestimmt das deutsche Urheberrecht in Paragraph 87, dass eine Vorführung keiner Lizenz bedarf, wenn kein Eintrittsgeld erhoben wird. Infront hält auch Veranstaltungen für kommerziell, die von Sponsoren bezahlt werden, wenn sich z.B. ein Wirt die Vorführung von einer lokalen Biermarke sponsern lässt. Diesen Konflikt hat die Fifa rechtlich nicht geklärt. Viele Veranstalter wollen sich absichern und zahlen den Lizenzpreis trotzdem. „Das Interesse der Fifa ist, dass alle rechtsunsicher sind und Verträge abschließen“, kritisiert Rechtsanwalt Fabian Reinholz von der Berliner Kanzlei Härting. Mit dem Vertrag akzeptieren die Wirte aber auch, dass die Fifa bei den Sponsoren mitreden kann.

Der Taxi-Streit

Auch die Taxifahrer sind sauer auf die Fifa. Grund ist, dass WM-Hauptsponsor Hyundai sich die Beförderungslizenz von der Fifa erkauft hat. „Wir haben nichts dagegen, dass Hyundai die Autos zur Verfügung stellt“ sagt Rainer Stäck vom Taxiverband Deutschland (TVD). „Aber wir würden gern die Fahrer stellen.“ Gerade von der WM erwartet sich die Branche steigende Umsätze.

Laut Fifa-Planung soll Personen innerhalb der Bannmeile um die Stadien allerdings nur von Hyundai befördert werden – und zwar von „freiwilligen Helfern“ des OKs. Normale Taxen müssen ihre Gäste vor der Bannmeile absetzen. „Das geht an unserem Gewerbe vorbei“, klagt Stäck. „Uns bleiben dann nur noch die Rucksacktouristen.“ Der TVD überlegt derzeit, einen bundesweiten Streik zu organisieren. Auf Anfragen hat die Fifa bislang nicht reagiert.

Der Medien-Streit

Und auch mit den Zeitungen hat sich die Fifa schon angelegt. Sie hat „Medienrichtlinien“ formuliert (taz berichtete), wonach die Journalisten bestimmte Wort-Marken wie „Fußball-WM 2006“ benutzen müssen. Auch sollen die Zeitungen erst eine Stunde nach dem Ende der Matches aktuelle Bilder auf ihren Websites platzieren dürfen. Damit will die Fifa die Rechte jener schützen, die Lizenzen für die Verwertung der Fußball-WM erworben haben. Derzeit verhandelt der Bundesverband der Zeitungsverleger (BDZV) bereits mit der Fifa, um die Richtlinien zu lockern. Am 23. Februar veranstaltet der BDZV dazu in Berlin einen Informationstag, an dem Fifa-Vertreter, Verleger und Sportjournalisten teilnehmen. „Schaun mer mal“, würde der Franz sagen.