taz-tipp „gut gepackt“
: Der perfekte Nomade

Als ich jünger war, bewunderte ich Moritz sehr. Er war vom Typ Sonnyboy, gut aussehend, stets braun gebrannt und erfolgreich bei den Frauen. Wann immer er auf Reisen ging, was er ständig zu machen schien, präsentierte er uns vorher seine neuesten Outdoor-Equipment-Accessoires: Hightech-Uhren mit Höhenmesser, selbst aufblasbare Isomatten oder Trecking-Rucksäcke mit besonderem Tragekomfort. So kam es, dass wir Moritz irgendwann in der „Lette“ umtauften. Denn in unserer jugendlichen Naivität waren die Letten für uns das Nomadenvolk schlechthin.

Ich hatte immer das Gefühl, das Gegenteil vom Letten Moritz zu sein – stets pleite, meistens unglücklich verliebt, und wenn ich es mal schaffte, die Stadt zu verlassen, dann in abgerissener Kleidung mit Seesack über der Schulter. Doch die Zeiten ändern sich: Als ich den Letten zuletzt sah, hatte er fast keine Haare mehr auf dem Kopf und jammerte darüber, dass er sich nicht für eine von drei Frauen entscheiden könne. Währenddessen bin ich zwar weiterhin auch unglücklich verliebt (in nur eine Frau), aber wenigstens habe ich kein Haarausfall und bin einen Schritt weiter, was meinen Traum von der perfekten nomadischen Reiseausstattung betrifft: Endlich, so hoffte ich zumindest, hatte ich den geeigneten Rucksack zum Weltenbummeln gefunden. Keinen schnöden Trecking-Rucksack, sondern einen dieser modernen Kofferrucksäcke, die man auf Rollen ziehen oder lässig über der Schulter tragen kann.

Wobei allerdings anzumerken ist, dass sich meine Versuche, mir als Reisejournalist einen Kofferrucksack von einem Hersteller „sponsern“ zu lassen, als recht schwierig erwiesen. Meine Anfrage bei Jack Wolfskin, ob sie mir den schicken „Odyssee III“-Kofferrucksack zur Verfügung stellen würden, wurde schnöde abgewiesen: Das Unternehmen befinde sich seit Jahren im Rechtsstreit mit der taz, weil die taz-Tatze angeblich dem Jack-Wolfskin- Logo nachempfunden sei. Schließlich ließ sich die Firma Vaude erweichen und schickte mir ihr Modell „Module 65“ zu. Es ist ein elegantes Stück, bei dem sich die Rollen am Unterteil kunstvoll verstauen lassen.

Das heißt allerdings nicht, dass mir der Rucksack von Vaude geschenkt (wie ich insgeheim gehofft hatte), sondern für ein halbes Jahr zu Testzwecken zur Verfügung gestellt wurde. Mal sehen, wie der „Module 65“ aussehen wird, wenn er die jamaikanischen Blue Mountains, die Tafelberge Venezuelas und die Untiefen des Amazonas hinter sich hat. Sollte er diesen Härtetest überstehen, werde ich Vaude den Preis von 169 Euro nach der Reise nicht nur freiwillig, sondern sogar gerne überweisen. OS