Eine Knarre kann was bewirken

Karikaturisten können auch ernst – wenn sie sich zusammentun, um für den Frieden zu zeichnen

VON ANNA POLONYI

Wenn man zum Büro von Jean Plantureux läuft, hat man das Gefühl, auf eine Kinderparty zu stoßen: bunte Pappfiguren, witzige Uhren und viele Cartoons.

„Sie befinden sich hier in einer Art psychiatrischen Klinik“, erklärt Plantureux, genannt „Plantu“, seit 40 Jahren Chefillustrator von Le Monde. „Das hier ist wie eine Luftschleuse, die mich davon abhält, zum Terroristen zu werden. Jedes Mal, wenn ich das Bedürfnis verspüre, einem Politiker den Hals umzudrehen oder eine Bombe zu werfen, werfe ich eine Zeichnung auf den Tisch meines Redakteurs.“

Dieses Büro ist auch die Zentrale von „Cartooning for Peace“ (Cartoons für den Frieden), ein weltweites Netzwerk von mehr als 100 politischen KarikaturistInnen, die mit ihren Zeichnungen zu interkultureller Verständigung und gegenseitigem Respekt beitragen wollen.

Sie organisieren nicht nur Ausstellungen und veröffentlichen Bücher, sondern setzen sich auch für Illustratoren ein, die von ihren Regierungen bedroht werden. Wie für den Syrer Ali Ferzat, dem 2011 die Hände gebrochen wurden, weil er Baschar al-Assad belästigt hatte.

Aus dem Englischen von Heike Brandt