Lenzen auf Konfrontationskurs

UNI-ZUKUNFT Der neue Präsident Lenzen plädiert gegen totalen Standortwechsel und Studiengebühren – aber für eine Reform von Bachelor und Master

Die Wahl von Dieter Lenzen als neuen Uni-Präsidenten wurde von Studenten- und Professoren als undurchsichtig und undemokratisch kritisiert.

■ Das Verfahren sei nicht korrekt zustande gekommen, da auf die Mitglieder des Akademischen Senats enormer Druck ausgeübt worden sei.

■ 500.000 Euro soll die Wissenschaftsbehörde Lenzen als Begrüßungsgeld zugesagt haben.

■ Als unzulässige Einflussnahme der Landesregierung kritisierte dies die frühere Uni-Vizepräsidentin Barbara Vogel.

Pünktlich zu seinem gestrigen Antritt als neuer Präsident der Universität Hamburg heizt Dieter Lenzen die Debatte um einen möglichen Uni-Umzug an den Kleinen Grasbrook erneut an. „Ich halte es nach allen Gesprächen, die ich bisher geführt habe, für problematisch über einen Totalumzug nachzudenken“, sagte der ehemalige Präsident der Freien Universität Berlin am Samstag. Die Mehrheitsauffassung der Uni-Mitarbeiter sei dabei zu berücksichtigen. Einen Teilumzug nach den Vorbildern München und Berlin schloss Lenzen allerdings nicht aus.

Seit Juli 2008 diskutieren Senat, Universität und das Bezirksamt Eimsbüttel über einen möglichen Standortwechsel. Im Dezember war Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) in die Kritik geraten, weil sie sich im Alleingang für eine Komplettverlegung in die Hafencity ausgesprochen hatte. Nach Angaben des Pressesprechers der Wissenschaftsbehörde, Klaus von Lepel, ist aber nach wie vor alles offen: „Wir diskutieren vier möglichen Szenarien und werden Ende März, Anfang April dem Senat unseren Vorschlag unterbreiten.“ Möglich seien einerseits eine Komplettsanierung der jetzigen Universitätsgebäude in Eimsbüttel oder deren Abriss und Neubau. Andererseits käme aber auch ein Komplett- oder ein Teilumzug in die Hafencity in Frage. Letztere Option würde vor allem die Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften betreffen.

„Wir nehmen natürlich zur Kenntnis, was Herr Lenzen sagt. Wir haben die Universität immer mit in den Prozess involviert, aber bislang fehlte von dieser Seite aus eine offizielle Position“, sagte von Lepel. Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Uni Hamburg hingegen begrüßte die Aussagen des neuen Präsidenten. „Wir erwarten von ihm, dass endlich eine inhaltliche Diskussion über den Umzug geführt wird, nicht nur eine städtebauliche“, so der Vorsitzende Séverin Pabsch. Der Asta plädiere jedoch gegen einen Teilumzug.

Nicht nur in der Standortdebatte ging Lenzen auf Gegenkurs zum schwarz-grünen Senat: Er lehne Studiengebühren grundsätzlich ab, sagte der 62-Jährige. „Ich weiß als Bildungsforscher, dass Gebühren sehr wohl einen abschreckenden Effekt haben.“ Auch wolle er eine Reform der viel kritisierten Bachelor- und Master-Studiengänge vorantreiben. „Nach meiner Meinung muss es mehr acht- statt sechssemestrige Studiengänge geben. Nur das kann eine fundierte Ausbildung erlauben, die den alten Magister- und Diplomstudiengängen ähnlich ist.“ LISA KRICHEL