Japan startet Solaroffensive

ENERGIE Solarzellenhersteller Showa Shell eröffnet Büro in Deutschland. Konkurrenz expandiert

TOKIO taz | Japans Solarindustrie drängt wieder an die Weltspitze. Showa Shell Sekiyu, ein Tochterunternehmen des Ölkonzerns Shell, will mit ihren preisgünstigen Dünnschichtsolarzellen fast aus dem Stand 10 Prozent des Weltmarktes erobern. Dafür eröffnet die Firma im April Vertriebsbüros in München und Nordkalifornien. Branchenführer First Solar aus den USA kommt aktuell auf 13 Prozent.

Mitsubishi Electric verdreifacht bis 2012 ihre Fertigungskapazität, während Toshiba mit einem Komplettsystem aus Solaranlage, Stromregler und Batteriespeicher in Japan die ersten intelligenten Stromnetze bestückt. Daneben wollen auch Panasonic nach der Fusion mit Sanyo sowie Sharp mit der weltgrößten Fabrik für Siliziumsolarzellen die deutsche und chinesische Konkurrenz angreifen.

Den Verdrängungswettbewerb auf dem überlaufenen Markt werden nur kapitalstarke Hersteller günstiger Module überleben. Spätstarter Showa Shell hat dabei gute Chancen: Zum einen sind die Ölkonzerne Shell und Saudi Aramco an Japans fünftgrößtem Ölverarbeiter beteiligt. Zum anderen produzieren die Japaner nach eigenen Angaben fast genauso günstig wie First Solar.

70 Prozent der Showa-Solarzellen sollen ins Ausland gehen. Deutschlands Kürzung der Subventionen für Strom aus Sonnenenergie stört die Japaner, die ab April unter der Marke „Solar Frontier“ antreten, nicht. Die Zuschüsse seien weiterhin hoch, heißt es in Tokio.

Dafür wird richtig geklotzt: Im zweiten Halbjahr 2011 nimmt Solar Frontier in Miyazaki die weltgrößte Fabrik für CIS-Solarzellen in Betrieb und verzehnfacht damit seine Fertigungskapazität auf 900 Megawatt. Schon in fünf Jahren soll das Solargeschäft die Hälfte des Gewinns beisteuern. Die Showa-Dünnschichtmodule aus Kupfer, Indium und Selen kosten wegen ihrer einfachen Fertigung und billigerer Rohstoffe bis zu ein Drittel weniger als multikristalline Siliziummodule.

MARTIN FRITZ