Traurig contra unbescheiden
: Zweierlei Ereignis-Pop

Nils Schuhmacher

Lange nichts mehr von Cat Power gehört, viele Jahre Bezugspunkt Nummer eins überall dort, wo junge Frauen Trauriges aus ihren Akustikgitarren und Pianos herauspressten. Dies sprach natürlich weder gegen die eine noch gegen die anderen und einfach nur für die simple Struktur popindustrieller Referenzbildung. Mit dem – nach sechs Jahren Pause – erschienenen Album „Sun“, ihrem neunten, hat Chan Marshall dieses System 2012 wenn nicht besiegt (geht ja nicht), so doch durcheinandergebracht.

Viel wurde ja neben der herzzerreißenden Traurigkeit ihrer Songs gesprochen über dazu passende Krankheiten und Pleiten Marshalls, die zu wundersamen Konzerten oder gleich zu ganzen Tour-Absagen führten. „Sun“ klang da fast wie ein Neustart: Es zieht an den bereits auf dem Vorgänger-Album gelegten Fäden und setzt reduzierte, postjuvenile Schwermut in ein mal mit Soul und immer mit Disco-Rhythmik ausgestattetes Pop-Ereignis. Und Cat Power tritt sogar wieder auf – vermutlich.

Mi, 3. 7., 20 Uhr, Große Freiheit

Danke, Internet! Bobby Conn ist so rein optisch in Sekundenschnelle zwischen Mick Jagger, David Bowie und Helge Schneider verortet. Genau genommen liegt er dort falsch, im übertragenen Sinne entdeckt man allerdings, Mick Jagger jetzt mal außen vor gelassen, Spuren Ziggy-Stardust-mäßigen androgynen Glams genauso wie eine Haltung, die vorgeblich unentschieden zwischen Dada und Klamauk vagabundiert.

Hinzu kommt in diesem Fall noch jene Art von Übergeschnapptheit, die es dem aus Chicago stammenden Allrounder aus der No-Wave-Schule erlaubt, wie ein Prince-Klon zu singen, schmierigen Funk anzuschlagen, große Hits an Überflüssiges zu reihen, sich zum Anti-Christen zu erklären und dabei unbescheiden zu sagen: „Das ist das Größte!“

Beinahe richtig, denn diese exzentrische Adaption der „Rocky Horror Picture Show“ ist, sagen wir mal: live auf der Bühne wenigstens das zweit- oder drittgrößte.

Mi, 3. 7., 21 Uhr, Golden Pudel Club