Kandidat Stöß läuft sich warm

NACH DER ABSAGE DER IBA

Jan Stöß hat es nicht leicht. Im Gegensatz zu Raed Saleh, dem Mitbewerber um die Nachfolge des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), ist er als SPD-Landesvorsitzender in den Medien nur selten präsent. Saleh dagegen darf als SPD-Fraktionschef auf den Senatssitzungen dabei sein. Mit seinem CDU-Kollegen Florian Graf schlüpft er auch schon mal in die Rolle des politischen Taktgebers. Saleh und Graf sind so eine Art Parallelkabinett neben Wowereit und Innensenator Frank Henkel (CDU).

Will Stöß also verhindern, dass der bekanntere, wenn auch rhetorisch unbegabte Saleh das Rennen macht, muss er sich selbst bekannt machen. Einen ersten Anlauf hat er im April unternommen. Da forderte Stöß, in Stadtentwicklungsfragen bis dahin ein eher unbeschriebenes Blatt, man müsse die für 2020 geplante Internationale Bauaustellung (IBA) vom Stadtrand in die Innenstadt holen. Dass die meisten Berliner in der Außenstadt leben und eine nachholende Urbanisierung ein Mehr an Lebensqualität bedeuten würde, störte Stöß wenig. Statt auf Argumente setzte er auf Populismus – die Neubebauung der verlorenen Altstadt zwischen Rotem Rathaus und Marienkirche sowie den Bau von 4.000 Wohnungen in diesem neuen „Marienviertel“.

Stöß, der stramme Parteilinke, setzt damit auf ein Bündnis mit der Nostalgiefraktion unter Stadtplanern und der CDU, die sich bei den Koalitionsverhandlungen mit einer Bebauung der historischen Mitte nicht durchsetzen konnte. Die Mehrheit der SPD plädierte damals für eine Weiterentwicklung des Marx-Engels-Forums als Freiraum.

Doch was scheren den Strippenzieher Stöß die Mehrheiten in der eigenen Partei, wenn es längst um Größeres geht: die Nachfolge von Klaus Wowereit.

Am Dienstag ist er seinem Traum einen Schritt näher gekommen. Der Senat hat die IBA am Stadtrand gekippt. Ob sie einmal in der Mitte stattfindet, ist egal. Stöß ist in den Medien, das ist das Wichtigste. UWE RADA