berlinale szene Lost in Talent-Campus

Hip wie Sau

Die meiste Zeit der Berlinale verbringt man als Journalist damit, am falschen Ort zu sein: CineStar ist nicht gleich CinemaxX, Delphi Palast nicht Zoo Palast und auch nicht Filmpalast. Und wann immer man meint, sich durch die täglich 40 Kilo Infomaterialien gearbeitet zu haben, täuscht man sich.

Beim Haus der Kulturen der Welt ist das anders: Hier ist der Berlinale Talent-Campus untergebracht und sonst nichts. Man ist also richtig – und fühlt sich doch am falschen Ort. Die sau-hippen Nachwuchsfilmer sehen aus, als strebten sie einen Job vor und nicht hinter der Kamera an, die role models der Kreativen aus 121 Ländern sind genau zwei: Pete Doherty und Kate Moss.

Natürlich gibt es hier auch ganz tolle Veranstaltungen. Die Volkswagen Coaching etwa richtete einen Workshop aus, der treffend zum Campus-Schwerpunkt „Films on Hunger, Food and Taste“ den Titel „Potluck Recipes“ führte. Das heißt Topfglück-Rezepte, kommt aus den USA und meint, dass zu einem Essen alle Gäste etwas mitbringen. Im Workshop aber ging’s um „inspired teamwork“. Erste Aufgabe: Die jungen Talente mussten einen Stock so in die Höhe halten, dass jeder den Stock mit nur einem Finger berührt. Anschaulich machen sollte das die „seven determinants of successful teams“, die frei übersetzt besagen: Alle Gruppenmitglieder sollten an einem Strang ziehen. Kann aber auch sein, dass ich das falsch verstanden hab. SEBASTIAN FRENZEL