critic’s choice

Heute: Stefan Grissemann, „Profil“, Wien

Wenn man das Kino kurzfristig vom Zwang des Narrativen entbindet, verwandelt es sein Wesen. Das abstrakte Bewegungsbild öffnet ungeahnte Bezugs- und Assoziationsfelder, die dem erzählerischen Film für immer verborgen bleiben (müssen). Ken Jacobs, Legende des New American Cinema, setzt in seiner digitalen Arbeit „Spiral Nebula“ ein unknown filmic object in Bewegung: eine Art Lichtraumschiff in schwarzem Raum, aus dem zuckende, bunte Strahlen dringen. Das ungreifbare Gebilde befindet sich, begleitet von einem kongenial vieldeutigen synthetischen Soundtrack, in ständiger Transformation, in einem subtilen Spiel aus Verwischung und Enthüllung. Dabei scheint das Objekt Gestalt anzunehmen, sich aus der Abstraktion zu lösen – und darin wieder abzutauchen: ein Wahrnehmungsexperiment, ein Psychodrama aus Klang, Licht und Farbe.

„Spiral Nebula“. Regie: Ken Jacobs. USA 2005, 45 Min. 18. 2., 18 Uhr Arsenal 2