DIE WERBEPAUSE
: Mann isst halt mehr

„Oh Gott, auch das noch!“ – ein Seufzer geht durch die feministische Community im Netz. Zuerst rosafarbene Ü-Eier für Mädchen, jetzt das: „Frauen-“ und „Männer-Bratwurst“ bei Edeka.

Gender-Marketing, also die geschlechterspezifische Vermarktung eines Produkts, ist an sich nichts Neues: Man kennt das vom Coca-Cola-Konzern, der seine zuckerfreie „Coke Light“ seit 2006 als fast identisches Produkt unter dem für Männer attraktiveren Label „Coke Zero“ verkauft.

Edekas „Frauen-Wurst“ hingegen ist schmaler und wiegt nur die Hälfte des männlichen Pendants, zudem ist ihre Füllung laut Verpackung „besonders mager“. Und enthält auch Gemüse, anders als die dicke, runde „Männer-Wurst“ – „deftig, kräftig gewürzt“. Frausein wird hier also nicht nur gleichgesetzt mit schlank sein (wollen). Die Frauen-Wurst ist pro Kilo auch noch 2,02 Euro teurer.

Doch auch Männer profitieren nicht wirklich von der Stereotype-Schublade, in die Edeka sie mit ihren Genderwürstchen steckt: „Mageres“ Fleisch ist nicht nur gesünder, sondern zergeht auch leichter im Mund.

Allgemein versuchte die Werbebranche, gesunde oder fettarme Produkte wie Joghurts oder Aufschnitt der Marke „Du darfst“ Frauen anzudrehen, während „echte Männer“ zur Zielgruppe für überzuckerte Energiedrinks oder dicke Steaks auserkoren scheinen.

Kerle, die zu cool für gesundes Essen sind – mehr als ein Rollenklischee? Tatsächlich leiden Männer öfter an Übergewicht, sterben früher. Alles wurst? Oder bekommt, wie Stern.de witzelt, am Ende eh „jede(r) sein Mett weg“? Hm, genau. MARLENE STAIB