Kunst von null bis drei

FORTBILDUNG Die Fachtagung „Kunst und Kind“ in Kiel zeigt, wie Kinder im Krippenalter zum kreativen Arbeiten angeregt werden können. Wichtig ist, dass die Kleinen lernen, wie sie mit ihrem Tun Spuren hinterlassen

Kinder brauchen Raum – vielen Eltern fällt es zunächst schwer, ihr Kind nicht zu beeinflussen

VON LISA KRICHEL

Dass ein dreijähriges Kind kein Picasso ist, steht außer Frage. Doch Kinder im Krippenalter haben Erwachsenen etwas voraus, das auf den ersten Blick nicht auffällt: Ihre naive Weltsicht lässt sie sich vorurteilsfrei mit Kunst beschäftigen.

Zur Förderung frühkindlicher Kreativität veranstaltet der Verein Pädagogische Initiative und Kommunikation, kurz Pädiko, am 4. Mai die Fachtagung „Kind und Kunst“. Dabei soll aufgezeigt werden, wie Kinder im Alter von null bis drei Jahren zum kreativen Arbeiten angeregt werden können. Die Tagung richtet sich an Pädagogen.

„Kinder sollten schon ganz früh vielfältige sinnliche Erfahrungen machen können“, sagt Christel van Dieken, Co-Autorin des Buches „Kinderkunstwerkstatt – Ein Handbuch zur ästhetischen Bildung von Kindern unter drei Jahren“, und Referentin auf der Tagung. „Aus der Hirnforschung wissen wir, dass so die Vernetzungen im Gehirn gestärkt werden. Somit bildet sich eine gute Grundlage, auf der weiter aufgebaut werden kann.“

Je häufiger Kinder solche Erfahrungen machen, desto fester würden sie ins neuronale Netz eingeschrieben. Davon profitierten Kinder bis ins hohe Alter. „Außerdem haben wir ohne Kreativität kaum noch eine Möglichkeit, unser Leben vernünftig zu gestalten“, so Van Dieken.

Zur kreativen Gestaltung eignet sich für Krippenkinder im Prinzip alles, was in der Natur zu finden ist. „Das können Stöcke, Steine und Federn sein, aber auch Werkzeuge wie Schwämme und Bürsten“, schlägt die Expertin vor. Wichtig sei nur, dass die Kinder damit Spuren hinterlassen können. Auch alle Formen von Papier könnten angeboten werden. Kinder müssten die Möglichkeit haben, unterschiedliche Materialien auszuprobieren.

Insbesondere für die ganz kleinen Kinder unter einem Jahr ist Ton ein wichtiges Grundlagenmaterial. „Im ersten Lebensjahr sind Kinder noch keine Künstler.“ Es gehe zunächst nur darum, Erfahrungen mit teigigen, matschigen Materialien machen zu können. „So erfahren die Kinder zum ersten mal ein Gefühl von ‚Ich‘“, sagt Christel van Dieken. Auf diese Weise können auch Eltern einen wichtigen Beitrag zur Identitätsentwicklung leisten.

Neben Vorträgen werden auf der Tagung auch diverse Workshops angeboten, etwa zu den Themen „Vom Formenzeichnen zum Schreiben lernen“ oder „Kreatives Figurengestalten im Puppenwagen“. Vorgestellt wird auch, wie man mit Eltern zusammenarbeiten kann, damit diese wiederum lernen, die Kreativität ihrer Kinder anzuregen.

„Natürlich müssen die Eltern zunächst die Materialien zur Verfügung stellen. Aber es ist auch wichtig, dass die Kinder Raum zum Gestalten haben“, so Van Dieken. Damit sei zum einen Raum im örtlichen Sinne, aber zum anderen auch Raum für Ausgelassenheit gemeint. Vielen Eltern falle es zunächst schwer, ihr Kind nicht zu beeinflussen.

Die Tagung findet in der Kita „Einstein“ in Kiel-Neumeimersdorf statt. Dort gibt es für die 140 Kinder bereits drei Ateliers, in denen regional bekannte Künstler wie Arno Neufeld und Volker Altenhof an ihren Werken arbeiten. „Kinder können dort reingehen und ihre eigenen Bilder malen“, berichtet Pia Klatt, die für Pädiko Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Die Kinder finden dort die Materialien vor. Die Gegenwart der Künstler wirkt anregend. Ende September findet bei Pädiko unter dem Titel „Atelierista“ eine Fortbildung zum Atelierleiter in pädagogischen Einrichtungen statt.

Sie habe mal ein Malseminar für Zweijährige begleitet, berichtet Klatt. „Es ist erstaunlich, was die Kinder in dem Alter schon zustande bringen. Da erkennt man tatsächlich schon spätere Talente.“ Spannend auf der Tagung sei daher auch ein Vortrag von Ursula Blaschke, der Leiterin des Kindheitsmuseums in Halle: Dort hängen Kinderzeichnungen von Menschen, die heute berühmte Künstler sind.

Fachtagung „Kind und Kunst“, Informationen und Anmeldung unter ☎ 0431 - 98 26 39 0 oder info@paediko.de