Der Fotograf: Daniel Josefsohn

Daniel Josefsohns Handschrift ist unverkennbar. Seine Porträts, Kampagnen- und Reportagemotive entwachsen längst dem Kontext des Angewandten und werden als künstlerische Positionen ernst genommen. Wie sein Kollege Wolfgang Tillmans entdeckt der 48-Jährige das scheinbar Beiläufige als Sujet der Mode und der Popkultur, und ob er seinen Hund Jesus oder Franz Beckenbauer vor die Kamera bekommt, ist erst mal egal; beide haben das Zeug zum Pop.

Für die tageszeitung stellt der in Berlin lebende Fotograf zum Teil unveröffentlichte Fotoarbeiten aus ganz unterschiedlichen Kontexten zusammen. Sie alle zeigen einen spielerischen Umgang mit männlichen Rollenbildern. Und Josefsohn ist immer irgendwie mit dabei: mit dem österreichischen Schauspieler Helmut Berger etwa beim Frühschoppen nach einer offensichtlich langen Nacht. Im Schlafzimmer von Jack Nicholson. Den Transmann Christian Schenk hat er exklusiv für diese Ausgabe der tageszeitung in seinem Atelier inszeniert. „Dafür hat er extra die Kühlschranktür poliert“, sagt Schenk amüsiert.

Weil die Bilder mit den Codes der Mode und des Glamours brechen, sie lediglich zitieren oder gleich ganz ignorieren, sind sie häufig mehr und anderes als reine Modefotografien. Das bin ich, sagt Josefsohn in der Zusammenschau seiner Bilder. Was haben Beckenbauer und Josefsohn gemein? Jedenfalls ist, wer als Fotografierter nicht mitspielt, am Ende trotz Kleidung nackt. MATHIAS KÖNIGSCHULTE

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