Oh hallo, Helferin!

Beim Friseur bin ich selten. Meist schneidet meine Frau die Haare. Aber für die Hochzeit, da sollte es doch was Besonderes sein: eine echte „Hair and Beauty Gallerie“. Kaum habe ich die Türe geöffnet, rauschen zwei emsige, hübsch geschminkte Helferinnen heran: „Darf ich Ihnen die Jacke abnehmen? Wollen Sie vielleicht etwas trinken?“

Entspannt fläze ich mich in einen Stuhl, den sich jeder Zahnarztsesselhersteller zum Vorbild nehmen sollte. Ich schmiege mich an die mit Kunstleder ausgepolsterte Waschbeckenschüssel und genieße den ersten Waschgang. Mein Deckhaar muss besonders dreckig gewesen sein, denn es wird gleich drei Mal gewaschen. Nach der Kopfhautmassage mit Mandelöl beginne ich die Frauen zu verstehen, nach der Stirn- und Schläfenbehandlung entschlummere ich friedlich und träume von einem Land voller Helferinnen.

Ich wache auf, als die Chefin meinen Kopf ganz leicht gegen ihren Busen drückt und den Assistentinnen zeigt, worauf es bei meinem Haupthaar ankommt. Die hohe Stirn, da soll noch was reinfallen, die Wirbel im Nacken, da muss man aufpassen, die beginnenden Geheimratsecken dürfen nicht betont werden. Ja, aber genau! Hier versteht man mich, hier gibt es Bio-Darjeeling-Tee und die Helferlein reden nur, wenn ich aufschaue. Um 90 Euro erleichtert, dafür ein Teebaumshampoo und eine Spülung in der Hand, verlasse ich den Laden. Meine Schwester erkennt nichts, meine Frau meint, es sei etwas kurz, und meine Freunde lachen mich aus. Scheißegal – das war es wert! BASTIAN HÖHN