„Schockiert und amüsiert“

KUNSTZIRKUS Die Artistengruppe My!Laika wirft in den Fliegenden Bauten die „Popcorn Machine“ an

■ 30, ist Zirkusartistin und Musikerin. Zusammen mit drei KollegInnen bildet sie die Truppe My!Laika.

taz: Frau Dahlmann, hat Kunst überhaupt etwas mit Zirkus zu tun?

Philine Dahlmann: Unser Zirkus ist künstlerisch, da wir nicht nur versuchen, körperlich grenzüberschreitende Dinge vorzuführen, sondern diese mit Musik, Tanz und bildenden Künsten zu vermischen.

Was möchte My!Laika den Zuschauern vermitteln?

In erster Linie einen Gefühlsschock. Wir versuchen immer ein Gefühl zu installieren, welches dann im nächsten Moment in eine andere Richtung getrieben wird. Ganz oft wissen unsere Zuschauer nicht, ob sie lachen oder weinen sollen. Sie sehen etwas, das sie schockiert aber gleichzeitig amüsiert.

Es heißt, Ihre Inspirationen reichen von Star Trek bis zur Garderobe von Kanzlerin Angela Merkel. Wie lässt sich das vereinbaren?

Wir versuchen, einen fließenden Übergang unserer Ideen zu bewerkstelligen.Wir haben das Bild eines Brunnens projiziert. Dessen Wasserlauf wurde mit Jonglierbällen nachgestellt, der Brunnen wurde durch einen Pilz ersetzt, aus welchem sich ein Atompilz bildete. So entstehen Assoziationsketten. Da die Mitglieder unserer Gruppe aus vielen Ländern stammen, können wir auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Die Liste der Länder, die Sie bereits bereist haben, ist lang. Was genau treibt Sie an?

Der Wunsch unsere Show in ganz Europa oder noch besser: der ganzen Welt vorzuführen. Außerdem sind wir alle ein bischen reisesüchtig.

Wie ist Ihre Gruppe entstanden?

Wir haben uns auf den vielen verschiedenen Artistenschulen, die wir besucht haben, kennengelernt.

Viele Zirkusse klagen über sinkende Besucherzahlen. Hat der Zirkus eine Zukunft?

Das kommt ganz drauf an in welcher Form: ein normaler Wanderzirkus mit ein oder zwei Elefanten nur, wenn er genug Subventionen bekommt. Das interessiert die meisten einfach nicht mehr. Aber unsere Form von Zirkus ist gerade sehr im Kommen, weil sie einerseits Entertainment bietet, aber mit einem hohen künstlerischen Anspruch verbunden ist. Nicht nur das Boulevard-Publikum fühlt sich angesprochen, sondern auch diejenigen, die normalerweise ins Thalia Theater gehen.

Der Zirkus muss also subtiler werden?

Genau, und dann hat er eine Zukunft.  INTERVIEW:
LENNART GIESSING

21 Uhr, Fliegende Bauten, Glacischaussee 4; täglich bis 20. Juli