Theater kurz nach dem Urknall

Das Theater der Gezeiten in Bochum hat eine lange Historie und sich gerade wieder neu erfunden. Ein Förderverein soll dem 20-jährigen Geheimtipp den Fortbestand sichern

Im Theater der Gezeiten, dem kleinsten Bochumer Schauspielhaus, stehen selten Massen auf der Bühne, wie auch, es ist eine umgebaute ehemalige Reparaturwerkstatt am Rand der City. Das man aber auch als einzelner Schauspieler einen intensiven Off-Theater-Abend für die Zuschauer produzieren kann, zeigt hier jeden Monat der junge Kim Stapelfeld bei seinem Puppen-Woyzeck-Solo-Abend.

Nur ein Transparent am Ring weist auf die Bretter im Hinterhof hin, ansonsten ist das Theater, das bereits fast 20 Jahre an drei Standorten existiert, überregional immer noch ein Geheimtipp. Der Bochumer Schauspieler Thomas Rech hatte es 1987 als Zimmertheater „Ecce Homo“ gegründet, seit 1995 leitet es der Autor, Schauspieler und Regisseur Benno Boudgoust unter dem neuen Label Theater der Gezeiten. Internationale Auftritte gab es seitdem auf Festivals in Avignon, Edinburgh und Viterbo. Finanziell stand dem Theater das Wasser immer bis zum Hals, wenn auch die Stadt Bochum es nie sterben ließ. Seit dem vergangenen Herbst soll ein Förderverein helfen, das Fortbestehen und den Spielbetrieb zu sichern.

Deshalb wird sich momentan mit dem Theater selbst auseinander gesetzt. Ein programmatischer Schwerpunkt, der auch den März-Spielplan mit einer Premiere (siehe Kasten) und einer Lesung unter dem Titel „Theatermachen“ füllt. Auch wenn eine neue Generation „Junger Wilder“ sich verstärkt um die Bühne kümmert, das Publikum wird weiter eher mit schwerer denn mit leichter Kost konfrontiert. Dafür vereint das „andere Theater“ Künstler von Sprechtheater, Tanz, Performance, Bildender Kunst und Musik und bietet anderen experimentellen Theatern und Gruppen einen Platz.

In Erinnerung bleiben aber die vergangenen Produktionen „Das letzte Band“ (1996), „Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten“ (2001) und „Der kleine Prinz“ (2003) bei denen, die das Glück hatten, sie zu sehen.

PETER ORTMANN