DIE WERBEPAUSE
: Undichte Stelle: Tampons als Lebensretter

Weiße, flatternde Leinenhosen und unbekümmert über Blumenwiesen hüpfende Frauen gehören zum Bild deutscher Tampon- und Bindenwerbung: Demnach ist frau nie glücklicher, als wenn sie ihre Tage hat – natürlich mit dem beworbenen Schutz. Die Werbung zeigt gerne bemüht ausgelassene und lockere Situationen, in denen ein schlecht sitzender Tampon zum Verhängnis wird. Riskante Unternehmungen wie schwimmen werden von den Blumenwiesenwerbemachern lieber ausgelassen. Viel zu unsicher.

Die russischen Kollegen führen den Tamponunfall in einem Werbespot der Marke Tampax ad absurdum: Zwei äußerst ansehnliche Frauen, blond mit weißem Badeanzug und brünett mit schwarzem Badeanzug, streichen sich lasziv durchs lange Haar, verlassen ihre Sonnenliegen, schweben vom Strand ins Wasser und schwimmen ins weite Meer hinaus, begleitet von langsamer Barmusik. Was wie eine James-Bond-Bikiniszene beginnt, verwandelt sich ganz plötzlich in den „Weißen Hai“: Frau Brünett wird von einem Hai mit einem ausladenden Sprung aus der Tiefe gepackt und in der Luft im Maul zerkleinert. Sie kreischt, strampelt, verliert ein Bein, das wegfliegt – und blutete noch mehr.

Nachdem die Strandidylle mit sexy Hintergrundmusik so brutal lächerlich zerstört wurde, wird auch das Muster der Tamponwerbung dekonstruiert: Eine Männerstimme erklärt auf Russisch, dass der Tampon eben undicht war. Eine Männerstimme!

Wo bleibt die zuckersüße Frauenstimme, die uns Frauen die Utopie von einer geschmiert laufenden Regelblutung erhalten will? Im Grunde war schon zu Beginn klar, dass Frau Brünett ein schlimmes Schicksal ereilen würde – schließlich folgte sie nicht den klassischen Regeln der Tamponwerbung. Die besagen, dass weiße Kleidung ein Muss ist! ANIKA MALDACKER