„Keine Hitler-Persiflage“

FOCKE-MUSEUM Kabarettist Pago Balke führt satirisch durch die „Graben für Germanien“-Ausstellung

■ 59, Kabarettist, Schauspieler und Drehbuch-Autor („Verrückt nach Paris“), lebt bei Bremen auf dem Land.

taz: Herr Balke, Sie führen satirisch durch die Ausstellung „Graben für Germanien“. Wie machen Sie das?

Pago Balke: Ich versuche aus diesem ernsten Thema immer mal wieder einen Witz oder eine satirische Bemerkung herauszuschlagen. Anders als bei früheren Führungen habe ich aber nicht eine durchgängige komödiantische Rolle, sondern verschiedene.

Welche?

Ich spiele einen gewissen Hubertus Milesius, den Informanten des römischen Schriftstellers Tacitus, der ihm in den schillerndsten Farben über die nordischen Völker berichtet. Außerdem spiele ich den Archäologen Professor Gustav Kossina, Wegbereiter des Nationalsozialismus im Streit mit einem weiteren Archäologen. Zum Schluss kommt dann noch ein Dialog zwischen mir und einem Neonazi an der Bushaltestelle. Und zwischendurch singe ich das Lied „Die Hexe“ von Georg Kreisler.

Ist das denn dann noch eine Führung?

Auf jeden Fall! Zwischendrin bin ich auch immer wieder Pago Balke, der wissenschaftlich fundiert über Faschismus erzählt. Dabei hangele ich mich an den Exponaten entlang, allerdings auf meinem eigenen Pfad.

Wurden über die Nazis nicht mittlerweile genug Witze gemacht?

Nein, solange liegt diese Ära ja noch nicht zurück. Ich will auch keine Hitler-Persiflage, das habe ich mir verkniffen. Es geht mir mehr um den ideologischen Unterbau. Der war für mich eine neue Entdeckung, und ich denke, das geht vielen Leuten so.

Gab es Bedenken?

Bedenken kamen zunächst von einigen Verantwortlichen für die Ausstellung, die das Thema für zu schwierig für Satire hielten. Ich war jedoch sehr siegessicher.  INTERVIEW: MB

ACHTUNG: Die heutige Veranstaltung ist ausgebucht. Nächste Termine: 8. 8. & 6. 9., 17.30 Uhr, 20. 8. & 3. 9., 19 Uhr. Anmeldung erforderlich: ☎ 0421/69 96 00 50