Steckbrief

Walter Kempowski wird 1929 in Rostock geboren, sein Vater ist Reeder. 1944 in eine Strafeinheit der Hitlerjugend versetzt, muss Kempowski die letzten Kriegsmonate als Luftwaffenkurier dienen. Nach Kriegsende arbeitet er als Verkäufer im Lebensmittellager der US-Armee in Wiesbaden.

Bei einem Besuch in Rostock wird er 1948 verhaftet und zusammen mit seinem Bruder von einem sowjetischen Militärtribunal wegen Spionage zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Nach Selbstmordversuchen und Einzelhaft folgt 1956 die Entlassung. Kempowski zieht nach Hamburg, beginnt Tagebuch zu führen. Er studiert in Göttingen an der Pädagogischen Hochschule und recherchiert zu einer umfangreichen Familienchronik. 1960 heiratet er die Lehrerin Hildegard Janssen, sie bekommen zwei Kinder und arbeiten in Dorfschulen.

1969 erscheint „Im Block. Ein Haftbericht“ im Rowohlt Verlag, 1971 folgt der Roman „Tadellöser & Wolff“, der später von Eberhard Fechner verfilmt wird, wie auch „Uns geht’s ja noch gold“. Kempowski hält Lesungen an Universitäten und Goethe-Instituten in den USA, ist Dozent an der Universität Essen, bekommt Preise, verfasst Romane, Hörspiele und Befragungsbücher. Seit 1981 veranstaltet er insgesamt über vierzig Literatur-Seminare in seinem Haus Kreienhoop, in dem auch sein Archiv für unpublizierte Autobiografien untergebracht ist, die größte deutsche Tagebuchsammlung. Seit 1987 arbeitet er am Echolot-Komplex, es erscheinen bis heute Tagebücher und Romane (siehe auch taz.mag S. VI) Kempowski gilt als der produktivste deutsche Schriftsteller.

FALKO HENNIG