Verprügelt und vertuscht

POLIZEIGEWALT

Ein Fall von Polizeigewalt beschäftigt in Bremen die Staatsanwaltschaft und die Abteilung für interne Ermittlungen. Anfang der Woche ist ein Überwachungsvideo aufgetaucht, das zeigt, wie eine Gruppe Polizisten am 23. Juni einen Besucher der Disko „Gleis 9“ verprügelten. Erst als nun Journalisten nachfragten, wurde von der Polizei selbst Strafanzeige gestellt. Das Video sei bislang nicht bekannt gewesen, erklärte die Polizei.

Geklärt werden muss ebenso ein möglicher Vertuschungsversuch: Bevor der Fall öffentlich wurde, durchsuchten Polizisten die Disko und die Wohnungen der beiden Betreiber. Sie beschlagnahmten die komplette Überwachungsanlage. Die Staatsanwaltschaft weist „entschieden zurück“, dass dadurch Beweismittel beiseite geschafft werden sollten. Sie war zumindest an den Durchsuchungen der Privatwohnungen beteiligt.

Allerdings gibt es widersprüchliche Aussagen schon darüber, ab wann die Polizei die Überwachungsaufnahmen kannte. Einer der Diskobetreiber sagt, das Video sei direkt nach dem Vorfall auf die Wache gebracht worden. „Nicht angekommen“, heißt es dazu bei der Polizei. Und die Durchsuchungen hätten stattgefunden, weil die Betreiber gegen den Datenschutz verstoßen hätten.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft habe ein unbeteiligter Dritter (“kein Polizist“) festgestellt, dass in der Disko neben Bildern auch Ton mitgeschnitten wurde und das wäre illegal. Festgestellt worden sei das – ausgerechnet – als das Videoband mit den Prügel-Polizisten in der Disko „gesichert“ werden sollte. Zwischen dem Hinweis auf das Vergehen und der ersten Durchsuchung lagen elf Tage und ein Disko-Wochenende. Dennoch: Die Polizei hatte sich beim Gericht einen Beschluss besorgt, zwecks „Gefahrenabwehr“.  KIS