Kurzkritik: Rondofinale/Impressit im Tanztheater
: Schauen und glücklich sein

„Sie werden gar nicht alles verstehen“, sagte Choreograf Urs Dietrich noch zur Rezensentin, als sie bekannte, von Tanztheater keinerlei Ahnung zu haben. Aber die Kritik will nun mal geschrieben werden, und die Rezensentin war auf das Schlimmste gefasst. Aber es kam einfach nicht.

Ein Mann und eine Frau an einem Tisch, Stimmen in einer fremden Sprache, die Projektion einer Überwachungskamera. Verkrampfte Gesten: durch die Haare streichen, Hände auf den Tisch, Hände unter den Tisch. Eine Paar in der Sackgasse. Sobald sich einer entfernt, kommen die Gespenster: Er sieht sie auf der Leinwand, schwitzend, mit aufgelöstem Haar wie eine grausige Medusa. Sie sieht ihn beim Essen schmatzen, schlabbern, schlingen. Beide finden sich, umarmen sich und gleiten aneinander ab, ringen. Sehr berührend, unmittelbar, menschlich. Geht doch.

Nach dem vom Bremer Tanztheater-Chef Dietrich erdachten Duett „Rondofinale“ Kontrastprogramm: Gastchoreograf Rodolpho Leonie lässt in „Impressit“ die ganze Kompagnie zu coolen, urbanen Jazz-Klängen ausschwärmen. Bewegungen aus Breakdance und Tango, Trommeln und Elektrosounds gleiten ineinander, sind nie richtig zu fassen. Die Tänzer finden sich zu wechselnden Paaren, kommen und verschwinden abrupt. Ein Rausch, der nur noch schauen lässt und glücklich macht. Egal, wie viel man verstanden hat. Annedore Beelte

4. und 11. März, 20 Uhr.