Museumsumbau verleiht Flügel

Das Pergamonmuseum wird ab 2011 für 350 Millionen Euro renoviert und erweitert. An seiner Westseite entsteht ein vierter Flügel aus Glas. 15 Jahre soll der monumentale Umbau dauern

Von Martin Reischke

Der Plan steht, doch bis zu seiner vollständigen Umsetzung dürften noch 20 Jahre vergehen: Einstimmig haben sich die Vertreter von Bund und Land im Gremium der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf die Neugestaltung des Pergamonmuseums geeinigt. Der Bund beteiligt sich daran mit rund 350 Millionen Euro. Ab 2011 soll gebaut werden – fertig wäre das Museum dann 2026.

Gestern stellte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den Entwurf für den Erweiterungsbau vor. Damit versucht Architekt Oswald Mathias Ungers, einen Mittelweg zu finden zwischen einem geschlossenen Museumsensemble und größtmöglicher Transparenz. Wichtigste Neuerung ist der Bau eines vierten Flügels, der das Museum in westlicher Richtung begrenzen soll – dort, wo sich jetzt der Haupteingang befindet. Als gläserner Riegel konzipiert, erlaubt der Flügel auch von außen erste Einblicke in die opulente Sammlung des Museums: Im neuen Gebäudetrakt sollen ägyptische Denkmäler, etwa das Kalabscha-Tor, untergebracht werden.

Die drei Sammlungen des Hauses bekommen jeweils einen eigenen Gebäudeteil: Das Vorderasiatische Museum bezieht den Südflügel, das Islamische Museum den Nordflügel, und die Antikensammlung wird nach der Neugestaltung im zentralen Gebäude zu sehen sein. Nach dem Neubau des Verbindungsriegels können die Besucher die architektonischen Exponate der unterschiedlichen Epochen in einem Rundgang durch die vier Gebäudeflügel erleben.

Der so genannte Ehrenhof, der durch den Museumsumbau an allen vier Seiten von einem Gebäudeteil begrenzt wird, soll jedoch auch in Zukunft für Nichtmuseumsbesucher zugänglich sein. „Unser Ziel kann es nicht sein, Kunst und Kultur hinter preußischen Tempelmauern zu verkapseln – wir wollen uns öffnen“, sagte gestern Klaus-Dieter Lehmann, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Geplant ist, Durchgänge zum benachbarten Bodemuseum im Norden und dem Neuen Museum im Süden anzulegen. Auch der derzeitige Zugang vom Kupfergraben aus über die Spreebrücke wird laut Architekt Ungers erhalten bleiben: Denn der neue Glasriegel ruht auf Säulen, sodass die Besucher unter ihm hindurch in den Hof laufen können. Auf einen anderen Vorschlag Ungers – die Erschließung eines Kellers unterhalb des Ehrenhofs – verzichtet man hingegen. Die Denkmalpflege hatte sich gegen das Projekt ausgesprochen, da es ein zu großer Eingriff in die historische Bausubstanz wäre.

Unklar ist bisher noch, ob der monumentale Umbau tatsächlich 15 Jahre dauern wird. Grund für die lange Umbauzeit ist der Wunsch, das Haus nie völlig zu schließen. „Zwei der drei Flügel sollen während der Umbauphase immer offen bleiben“, so Lehmann. Bei kürzeren Umbauzeiten müsste das Museum zeitweise komplett schließen und sich eine andere Ausstellungsstätte suchen. Das jedoch ist nicht im Interesse des renommierten Hauses. Denn die Besucherzahlen – 2005 kam knapp eine Million Menschen – würden durch einen Umzug einbrechen.

In gewisser Weise ist die Hälfte der Sanierungszeit schon fast unbemerkt verstrichen: Schließlich wurden bereits 62 Millionen Euro in die Sicherung der Bausubstanz, den Brandschutz und die Zugänglichkeit für Behinderte investiert. Begonnen hatte man damit vor 15 Jahren.