HAMBURGER SZENE VON LISA KRICHEL
: Orte des Verlangens

In der Nähe eines Stadt- und landesweit bekannten Rotlichtviertels sonne ich mich an einem schönen Wochenendtag auf den mäßig bequemen Flechtstühlen vor einem Café. Ich trinke einen Kaffee in der Variante mit viel Milch, lege den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Das Rauschen des Verkehrs ist nur noch ein angenehmer Hintergrundklang. Das Leben ist schön, eigentlich nirgendwo so schön wie hier.

Doch dann schiebt sich ein Wolkenfetzen vor die Sonne, es wird unangenehm kühl. Die Hochstimmung verfliegt, doch um die Augen zu öffnen, bin ich immer noch zu faul. Ein Räuspern. Doch kein Wolkenfetzen? Mühevoll richte ich mich auf und blinzele bei dem verzweifelten Versuch, etwas zu erkennen.

Da stehen zwei Männer, mittelgroß, unauffällige Erscheinung. Vielleicht Touristen bei einem Tagesausflug. Erwartungsvoll blicke ich sie an. „Entschuldigen Sie bitte, wo ist Puff?“ fragt der eine. Weiß ich wo Puff ist? In diesem Fall schon, weiß hier ja jeder. Das denken wohl auch die Männer. Eine Wegbeschreibung zu diesen Lokalitäten ist hier so aufsehenerregend wie die zur nächsten U-Bahnstation.

Mit einer unbestimmten Handbewegung weise ich in die richtige Richtung. Sind ja nur ein paar hundert Meter dorthin. Sie bedanken sich vielmals und trotten so unauffällig von dannen, wie sie gekommen sind.