Quotenfrau für das Bahnklima

Wenn im ICE die Klimaanlage ausfällt, ist der deutsche Sommer da – diese moderne Bauernregel soll nun von Heike Hanagarth widerlegt werden. Sie wurde am Montag vom Aufsichtsrat der Bahn zum neuen Vorstand für den Bereich Technik ernannt. In einem deutschen Großkonzern sei damit „erstmals eine Frau ausschließlich für Technik zuständig“, erklärte Bahn-Chef Rüdiger Grube.

Heike Hanagarth ist eine echte Quotenfrau – dass das neue Vorstandsmitglied weiblich sein sollte, stand schon seit der Ankündigung des Personalwechsels Anfang Juni fest. Bisher sitzen nur Männer im Vorstand der Bahn. Das ist üblich: In den 30 DAX-Unternehmen gibt es bislang nur 14 weibliche Vorstände – die meisten tragen Verantwortung im Bereich Personal.

Die technischen Debakel der Bahn häuften sich in den letzten Jahren. Als Reaktion auf die sommerlichen Klimaanlagenausfälle, die verspäteten Lieferungen von ICE-Zügen und den andauernden Streit über Infrastrukturgroßprojekte wie Stuttgart 21 hatte der Vorstand der Bahn beschlossen, die Aufgabenbereiche neu zu strukturieren: Es wurde ein Vorstandsposten für Technik geschaffen. Seit Montag ist klar, dass Hanagarth für diesen Bereich verantwortlich sein wird.

Die 54-Jährige promovierte Ingenieurin, die zuletzt die Motorenfertigung im BMW-Werk München leitete, soll richten, was Volker Kefer in den letzten Jahren nicht geschafft hat. Kefer, bekannt aus den Schlichtungsgesprächen um Stuttgart 21, hatte den Vorstandsposten für die Bereiche Technik, Infrastruktur und Dienstleistungen inne. Er konnte die anfallenden technischen und organisatorischen Probleme in den vier Jahren seiner Vorstandstätigkeit weder verhindern noch lösen. Nun muss er die Verantwortung für den Bereich Technik abgeben.

Bisher ist die neue Vorstandsfrau des Konzerns mit rund 300.000 Mitarbeitern noch wenig bekannt – sie engagiert sich für Kunst und Kultur unter anderem im Bach-Archiv in Leipzig. In einem Interview mit der Schwäbischen Zeitung sagte sie: „Kunst bewegt, inspiriert, verzaubert, beflügelt, berührt und verbindet.“ Ähnlich viel Begeisterung für ihren neue Job täte der Bahn gut. JULIA LAUTER