Klimawandel findet Stadt

StadtchefInnen aus aller Welt beraten in Südafrika Projekte gegen den Klimawandel. Zum Beispiel eine Pflicht für Neubauten, Solarenergie zu nutzen. Resonanz aus NRW ist gering

VON SIMON LENARTZ

Das Wetter in Kapstadt ist gut: strahlender Sonnenschein, 27 Grad, kaum Wind. Das Klima könnte sich allerdings sehr bald wandeln – weltweit. Klimaschutz war daher das Thema des Weltkongresses „Städte für Nachhaltigkeit“ in Kapstadt, bei dem auch Bärbel Dieckmann (SPD) zu Wort kam.

Die Bonner Oberbürgermeisterin war in dieser Woche in Südafrika, um über den globalen Klimaschutz und über kommunale Projekten zu sprechen (siehe Projekte). Ihre Bilanz: „Es hat sich gelohnt.“ Aber Klimaschutz sei ein langwieriger Prozess. In einer Stadt wie Kapstadt sei das deutlich zu erkennen. „Dort stehen im Alltag existentielle Dinge im Mittelpunkt – nicht der Umweltschutz.“ Steigende Öl- und Gaspreise sorgten aber überall für Diskussionen, so Dieckmann. „Klimaschutz ist mittlerweile auch wirtschaftlich interessant geworden.“

Der Internationale Rat für kommunale Umweltinitiativen (ICLEI) hat das Treffen der Kommunen in Kapstadt organisiert. Über 500 Städte und aus aller Welt sind im ICLEI organisiert. Bis zum gestrigen Freitag ging es in Kapstadt vor allem darum, die Zusammenarbeit zwischen den Städten und Kommunen zu fördern, konkrete Projekte vorzustellen, Wissen auszutauschen und das freiwillige Bündnis weltweit bekannter zu machen. In Bonn sieht man ICLEI daher als Chance. „Es ist immer beides – Geben und Nehmen“, sagt Dieckmann. „Ein Beispiel: Barcelona hat eine neue Verordnung, dass alle Neubauten Solarenergie nutzen müssen.“ Das sei auch für Bonn ein interessantes Projekt. Die Themenpalette des einwöchigen Kongresses war breit: Diskutiert wurden die Lokale Agenda 21, der Umgang mit Wasser, Abfall, Mobilität, Energie, Arten-, Natur- und Umweltschutz. Die konkreten Ergebnisse des Treffens will Dieckmann in der nächsten Woche vorstellen.

Aus NRW war die Bonner Delegation die einzige, die nach Kapstadt reiste. Die weiteren Mitglieder des ICLEI aus NRW, Beckum, Bottrop und Münster, flogen nicht nach Südafrika. Ihre Gründe: zu wenig Geld, zu wenig Personal, vielleicht auch zu wenig Interesse. „Man kann schließlich nicht in allen Töpfen rühren“, rechtfertigt sich Birgit Wildt vom Umweltamt Münster. „Wir sind im Klimabündnis sehr aktiv und machen auch sonst viele Projekte vor Ort.“ Nicht umsonst habe man im vergangenen Jahr den European Energy Award erhalten, so Wildt.

Den hat die Stadt Bottrop ebenfalls bekommen. Unter dem Motto „global denken – lokal handeln“ werden in der Revierkommune lokale Projekte gefördert. Aber auch hier hat die Mitgliedschaft „eher symbolischen Charakter“, sagt Stefanie Hugot vom Bottroper Umweltamt. Heinz-Josef Heuckmann, Leiter des Beckumer Umweltamtes, sieht das ähnlich: „Wir sind immer eingeladen, aber hinfliegen liegt außerhalb unserer Möglichkeiten.“ Die kleine Stadt sei Mitglied im ICLEI, um Kontakte zu knüpfen und über den Tellerrand zu blicken, sagt Heuckmann. „Wir schnuppern internationale Luft und informieren uns über weltweite Projekte.“

In Bonn ist ICLEI dagegen Chefsache, auch wenn Bürgermeisterin Dieckmann Verständnis für die anderen Städte hat: Man könne nicht immer einfach nach Kapstadt fliegen. „Aber Projekte zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind das Wichtigste.“