Männer, die in Wäldern wohnen

EU-BÜRGER ALS PROBLEM

Ein Hilferuf kam vergangene Woche aus dem niedersächsischen Steinfeld, nahe Vechta: Etwa zehn Bulgaren und Rumänen lebten dort in selbst gebauten Behausungen im Wald. Steinfelds Bürgermeisterin Manuela Honkomp (parteilos) wandte sich an Landespolitiker, Bundes- und Europaabgeordnete: Die Gemeinde sei, wie viele andere in der Gegend auch, überfordert. Eine Lösung auf höherer Eben müsse gefunden werden.

Denn Sozialleistungen zur Existenzsicherung erhalten Bulgaren und Rumänen nicht. Sie können als EU-Bürger nach Deutschland reisen, erst ab dem 1. Januar aber dürfen sie auch ohne eine Arbeitserlaubnis in Deutschland einer Beschäftigung nachgehen. In der Theorie sind EU-Bürger jeweils in ihrem Heimatland abgesichert.

Aus Rumänien und Bulgarien fliehen die Menschen vor krasser Armut – manche von ihnen werden dort zudem als Roma diskriminiert. Per se „Illegale“ sind sie aber keineswegs, auch wenn diese Bezeichnung in der Gemeinde Steinfeld neben „Waldmenschen“ oder „Vagabunden“ für sie gebraucht wird. Und auch, wenn Medienberichte dies übernehmen. Denn „illegal“ in Deutschland wären die EU-Bürger erst, würde eine Ausländerbehörde ihnen die Freizügigkeit in einem Verwaltungsakt entziehen.

Im Ort Steinfeld versucht man, die Bulgaren und Rumänen zur Rückreise zu „animieren“: Unterschlüpfe wurde vom Ordnungsamt geräumt, zwei Männern das Ticket für den Fernbus bezahlt. Der katholische Gemeinde-Pfarrer hilft ihnen mit Geld für Essen. Unterkünfte aber seien nicht drin, man fürchtet, dass dann weitere Osteuropäer nachkommen.

Zudem: In der Gegend um Vechta stehen kaum Wohnungen leer. Denn die sind von den vielen Arbeitern der regionalen Fleischfabriken belegt, die über Werkverträge für einen Hungerlohn in den Schlachthöfen schuften – vor allem Bulgaren und Rumänen.  KIS