Der Spion, der alle liebte

DREIFACHAGENT East-Side-Gallery-Investor Hinkel hat nicht nur Informationen an die Stasi geliefert

007 ist nichts dagegen: Maik Uwe Hinkel hat gleich für drei verschiedene Geheimdienste gearbeitet. Nicht nur die Stasi führte den Mann als Quelle, der an der East Side Gallery einen umstrittenen Wohnturm bauen und dafür ein paar Meter Mauer versetzen möchte. Nach eigenen Angaben arbeitete er auch für das Bundesamt für Verfassungsschutz sowie für einen weiteren, nicht genannten ausländischen Geheimdienst. Und bei allen dreien hatte er den gleichen Decknamen: „Jens Peter“.

Hinkels Stasi-Tätigkeit war im April bekannt geworden. Zwei von Hinkel Bespitzelte hatten sich gemeldet: Sie meinten, dass bestimmte Informationen aus ihren Stasi-Akten nur von ihm stammen könnten. Mehrere Medien, darunter auch die taz, beantragten bei der Stasi-Unterlagenbehörde Akteneinsicht. Hinkel klagte gegen die Behörde, um die Veröffentlichung zu verhindern. Das Verwaltungsgericht wies die Klage ab. Hinkel hat Beschwerde vor dem Oberverwaltungsgericht eingelegt. Deshalb sind die Akten immer noch nicht veröffentlicht – aber die schriftliche Begründung der Gerichtsentscheidung, in der die Argumente beider Seiten wiedergegeben werden.

Hinkel gab demzufolge gegenüber dem Gericht an, von 1981 bis 1996 für den ungenannten ausländischen Geheimdienst gearbeitet zu haben und zeitgleich auch für den bundesdeutschen Verfassungsschutz. In Medien wird spekuliert, bei dem ausländischen Geheimdienst handele es sich um den KGB. Hinkel selbst äußert sich dazu jedoch nicht. Auch das Gericht nennt keine Details zu Hinkels Tätigkeit. Und der Verfassungsschutz schließlich will auf Anfrage ebenfalls nichts sagen.

Hinkels Arbeit für die Stasi schildert das Gericht in der Begründung seiner Entscheidung dafür ausführlicher. Im Jahr 1982 – also ein Jahr nach Beginn von Hinkels erster Agententätigkeit – begann er, dem DDR-Geheimdienst Informationen zu liefern. So berichtete er während des Studiums zum Beispiel über kritische Aussagen von Kommilitonen. Bei einer Party in seiner Wohnung zum Beispiel lästerte jemand über den „Scheißvorsitzenden Honecker“ und „das Scheißministerium“. In Anlehnung an die offizielle Losung „schneller, höher, weiter“ ulkte er, „weiter, schneller, freier scheißen zum XI. Parteitag“. Hinkel gab die Informationen an die Stasi weiter, dem Betreffenden wurde der Prozess gemacht.

SEBASTIAN HEISER