„Kein Freibrief“

ERNÄHRUNG Vertreter aus Politik, Forschung und Landwirtschaft diskutieren modernes Agrarwesen

■ 42, ist Programmreferent und Leiter des Hamburger Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

taz: Herr Feddersen, wie sieht moderne Landwirtschaft aus? Arne Feddersen: Wir wollen erst einmal über das Bild der Landwirtschaft sprechen: auf der einen Seite glückliche Bauern, die Ferkel streicheln und auf der anderen Seite die harten ökonomischen Zwänge, die hinter den Bauern stehen. Sie wollen also das Bild der Landwirtschaft wieder gerade rücken?

Ja. Außerdem wollen wir zeigen, welche Innovationen es gab, die vielleicht an den Konsumenten vorbeigegangen sind. Dabei wollen wir nicht nur auf die biologische Landwirtschaft, sondern auch auf die konventionelle Landwirtschaft schauen.

Aber es gibt doch einen klaren Trend hin zu Bioprodukten?

Sicher – wobei ich denke, dass dieser Trend daher rührt, dass der Konsument bei konventionelle Landwirtschaft oft an industrielle Landwirtschaft und wiederkehrende Lebensmittel- und Futtermittelskandale denkt. Wir wollen aber ganz generell fragen, wo die Landwirtschaft steht und welche Innovationsanstrengungen es gibt, um die Anforderungen, die weltweit an die Landwirtschaft gestellt werden, zu erfüllen.

Welche Anforderungen meinen Sie?

Zum Beispiel die Sicherung der Welternährung. Es gibt einen immer höheren Bedarf, die Produktionszahlen hängen aber hinter her.

Mit Cristel Happach-Kasan von der FDP haben Sie eine klare Befürworterin der grünen Gentechnik eingeladen.

Ja, wobei ich denke, dass Frau Happach-Kasan eine sehr ausgeglichene Haltung hat. Sie kommt aus einem bäuerlichen Betrieb und kennt somit alle Seiten. Sie weiß auch, dass es Nöte und Zwänge gibt, die es erschweren, seinen Hof einfach in einen biologisch wirtschaftenden umzuwandeln.

Glauben Sie, dass grüne Gentechnik die Lösung für die Zukunft ist?

Ich glaube, es ist ein guter Weg, die Welternährungssituation auf Dauer zu verbessern. Deswegen sollte man grüne Gentechnik weiter fördern und untersuchen. Trotz der Kritik von Umweltschutzgruppen wie zum Beispiel Greenpeace?

Ich kenne die Kritik nicht im Detail. Aber Greenpeace ist meines Erachtens nach Anwalt einer bestimmten Seite. Man sollte auch versuchen, die Anforderungen auf der anderen Seite zu sehen. Es geht zum Beispiel darum, Pflanzen zu bekommen, die eine Trockenperiode unbeschadet überstehen. Das soll natürlich kein Freibrief für die Industrie sein, lustig zu produzieren und auf alles Patente zu erheben. Das sehe ich persönlich auch extrem kritisch.INTERVIEW: MIRIAM KERN

Vortrag und Diskussion „Moderne Landwirtschaft – Fortschritt und Natur im Einklang?“ um 19 Uhr im Maritim Hotel Reichshof, Kirchenallee 34 – 36