Land hat Forschung satt

NRW will sich von seinen Forschungsinstituten trennen. Künftig sollen Hochschulen sie finanzieren – das ist aber unsicher. „Die kleinen Institute sterben,“ fürchten WissenschaftlerInnen

VON MIRIAM BUNJES

Rund 20 nordrhein-westfälische Forschungsinstitute verlieren ihre finanzielle Grundlage. Das Land will nach taz-Informationen spätestens ab 2009 keine Forschung mehr direkt finanzieren. Die den verschiedenen Ministerien unterstellten Landesinstitute sollen möglichst in die Hochschulen integriert werden.

„Die meisten kleinen Institute werden sterben“, fürchtet Klaus Krämer, Geschäftsführer der Forschungsstelle Arbeit, Bildung, Partizipation (FIAB) in Recklinghausen. Die als Verein organisierte FIAB ist zwar als An-Institut in die Ruhruniversität Bochum integriert. „Das heißt aber nicht, dass die Uni diese Finanzlücke auffangen muss“, sagt Krämer. „Sie hat ja genug eigene Geldprobleme.“ Die FIAB bekommt bald gar kein Geld mehr vom Land. „Wir werben viele Drittmittel ein“, sagt Krämer. „Aber ohne Sockelfinanzierung kann es keine Grundlagenforschung geben und ohne Grundlagen macht unsere Arbeit keinen Sinn.“

Unter den 20 Instituten sind zum Beispiel das für umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf, das Essener Zentrum für Türkeistudien und das Institut für Kinderernährung (FKE) in Dortmund. „Uns droht die Schließung“, sagt Anja Kroke vom bundesweit renommierten FKE. Es ist ein An-Institut der Uni Bonn und erhält seit März 20 Prozent weniger Landesmittel. „Entweder wir arbeiten als Teil der Uni, oder kommerziell nach Auftrag. Dann bricht die Grundlagenforschung ein,“ sagt Kroke.

Solche Zukunftsängste kennen die rund 400 Mitarbeiter der den verschiedenen Ministerien unterstellten Landesinstitute nicht. Direkter Dienstherr ist das Land, die meisten sind verbeamtet. „Den Status kann uns keiner nehmen“, sagt Gabriele Farr-Rolf vom Institut für Landes- und Stadtentwicklung und Bauwesen (ILS). Das ILS weiß schon seit Dezember, dass es spätestens 2009 kein Landesinstitut mehr sein wird. Schlimm findet das hier keiner. „Wir haben uns um eine Aufnahme als Leibniz-Institut beworben und es sieht zur Zeit gut aus“, sagt Farr-Rolf. Institute der Leibniz Gemeinschaft erhalten Bundes- und Landesmittel, um auch Grundlagenforschung betreiben zu können. „Der Rest wird wie bisher über Drittmittel hereinkommen“, sagt Farr-Rolf. Außerdem verhandelt das ILS mit mehreren NRW-Unis über eine Zukunft als An-Institut.

Und auch da sind die Landesinstitute in einer guten Verhandlungsposition. Schließlich sind die meisten der Beschäftigten unkündbar. „Die Unis sparen sich die Personalkosten und bekommen ein eingespieltes Institut“, sagt Antonius Schröder vom Landesinsitut Sozialforschungsstelle (SFS) in Dortmund. Das SFS möchte sich künftig an die Uni Dortmund anschließen.

Im Wissenschaftsministerium war niemand zu den Umwandlungen der Forschungslandschaft zu sprechen.