„Es sollte Mobs geben“

VERTRAGSBRUCH Städtische Reinigungskräfte protestieren bei der Finanzsenatorin

■ 41, von Beruf Elektriker, Sekretär der Gewerkschaft Ver.di für den Fachbereich Gemeinden.

taz: Herr Tebje, Sie werfen der Finanzsenatorin vor, abgeschlossene Verträge nicht einzuhalten. Worum geht es?

Ingo Tebje: Die Finanzsenatorin hat im Jahre 2011 einen Kontrakt abgeschlossen mit der Gewerkschaft Ver.di und mit dem Personalrat von Immobilien Bremen, in dem vereinbart wurde, dass die Privatisierung der Reinigung der Kernverwaltung und der Bremer Schulen zurückgenommen werden sollte. Da wurde vereinbart, dass dies mit rund 500 KollegInnen passieren soll, die meist halbe Stellen haben, es sind aber nur 420 eingestellt und in der Reinigung tätig. Wir haben in diesem Zusammenhang zugestimmt, dass mehr Quadratmeter pro Stunde gereinigt werden müssen als früher und dass neue KollegInnen zu schlechteren Bedingungen eingestellt werden. Im Gegenzug hat die Finanzsenatorin zugestimmt, dass bestimmte Leistungen von den Nutzern erbracht werden sollten.

Ich weiß von einem Fall, wo die Reinigungskräfte nur alle zwei Tage an die Schule kommen.

Genau das ist auch Bestandteil dieser Reinigungsrichtlinie. Die Reinigungsintervalle sollten gestreckt werden, daher auch die Nutzervorleistungen. Es war sogar einmal davon die Rede, das sei mit einem pädagogischen Konzept an den Schulen verbunden.

Was bedeutet Vorleistungen?

Das bedeutet, dass nach dem Ende des Unterrichtes die Stühle hochgestellt werden und dass die Räume vorgereinigt werden. Das findet aber nicht satt.

Was bedeutet vorgereinigt?

Es sollten spezielle Mobs angeschafft werden, mit denen die grobe Verschmutzung zusammengekehrt werden sollte – zumindest an den Tagen, an denen die Reinigungskräfte dann kommen und wischen sollten. Nur so ist die höhere Quadratmeterzahl zu schaffen.

Sie haben heute dazu eine Personalversammlung?

Der Personalrat hat das Nichteinhalten dieses Kontraktes schon vor einem Jahr bemängelt, es gibt seitdem Gespräche, es tut sich aber nichts. Finanz- und Bildungssenatorin schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Wenn die Kontrakte nicht eingehalten werden, müssten wir über mehr Stunden reden.

Sie protestieren auch?

Nach der Personalversammlung wollen wir die KollegInnen dazu auffordern, ihre obersten Dienstherren zu besuchen, das wäre zunächst die Bildungssenatorin und dann die Finanzsenatorin. INTERVIEW: KAWE

Der Protestzug wird am Schlachthof gegen 14 Uhr starten, Ankunft bei der Finanzsenatorin gegen 15 Uhr