Ex-Guerilla in El Salvador legt bei Wahlen zu

Nur knapp hat die linke FMLN bei den Parlamentswahlen die Mehrheit verfehlt. Hauchdünner Sieg in der Hauptstadt

WIEN taz ■ Die politische Wende in El Salvador lässt weiter auf sich warten. Zwar konnte die aus der linken Guerilla hervorgegangene FMLN am Sonntag bei den Parlamentswahlen einen Sitz zulegen, doch bleibt sie mit 32 Mandaten weiterhin knapp hinter der rechten Arena, die 34 Abgeordnete in die 84-sitzige Nationalversammlung entsenden wird. Gemeinsam mit dem traditionellen Verbündeten, der Nationalen Versöhnungspartei (PCN), wird diese weiterhin die Politik von Präsident Antonio Saca, ebenfalls Arena, stützen können. Deutlich geschwächt wurden Christdemokraten (5 Mandate) und Cambio Democrático des Sozialdemokraten Héctor Dada, der nur mehr mit zwei Mann im Einkammerparlament vertreten sein wird.

Die Stärke der FMLN liegt weiter in den Gemeinden. Sie regiert in den meisten Provinzhauptstädten und den ehemals befreiten Gebieten. Ob allerdings die FMLN-Kandidatin Violeta Menjívar zur ersten Bürgermeisterin der Hauptstadt San Salvador wird, war zwei Tage nach dem Urnengang noch strittig. Vor Erledigung aller Anfechtungen durch den Wahlrat lag sie mit dem Hauch von 116 Stimmen vor dem Arena-Kandidaten.

Das relativ gute Abschneiden der ehemaligen Rebellen kommt nach heftigen Richtungskämpfen der letzten Jahre überraschend. Dem Tod des weithin respektierten Ex-Guerillakommandanten Schafik Handal Ende Januar wird ein Solidarisierungseffekt zugeschrieben. Trotz wachsenden Missmuts über die neoliberale Wirtschaftspolitik ist es der FMLN bisher aber nicht gelungen, die Vormachtstellung der Rechten ernsthaft herauszufordern. RALF LEONHARD