JOHANNES MEYERING, LEBENSKÜNSTLER
: Der Kinoretter

■ Der Bühnenbauer wird Urmel genannt. Er bezeichnet sich selbst als schrägen Vogel mit künstlerischem Talent.  Foto: dpa

Zwei Jahre lang ist er als Straßenmusiker durchs Land gezogen. Nach der Schule und dem Zivildienst wollte er einfach etwas Neues erleben. Johannes Meyering ist vielseitig. Schon im Alter von 12 Jahren entdeckte er sein Interesse am „Künstlerischen“ und auch damals schon war er – wie er selbst sagt – klein und frech. Daher auch sein Spitzname: Urmel. Bis heute habe sich weder am Namen noch am Charakter etwas geändert.

Jetzt will Meyering das Apollo Kino in Emden retten. Von 1930 bis 2009 liefen hier Filme aller Art. Dann musste das Kino geschlossen werden, weil es zu wenig Gewinn abwarf. Die Besitzerin hatte schon einen Umbau des historischen Kinos geplant. Aber dann kam Meyering, er bat sie darum das Apollo mieten zu dürfen und sie willigte ein. Acht Wochen lang darf er das Kino nun zum Betriebskostenpreis nutzen und seit März gibt es hier an fünf Abenden die Woche Musik, Theater oder Kabarett. Auch Filme werden hier noch gezeigt. Die Künstler erhalten nur eine geringe Gage, sagt Meyering. Da der Eintritt frei ist, sammelt er in den Pausen Spenden. Die reichen für die Künstler und die Betriebskosten der Kinos. „Jeden Abend ist das Haus voll“, erklärt der Bühnenbauer stolz. Deswegen arbeitet er gerade an einem Konzept für einen dauerhaften Betrieb. Bisher läuft sein Vertrag nur bis zum 1. Mai, doch wenn sein Konzept wirtschaftlich genug ist, will die Besitzerin von den geplanten Umbauarbeiten Abstand nehmen und Urmel seinen Plan verwirklichen lassen.

Meyering hat Sozialarbeit studiert, das Studium hat er aber nie abgeschlossen. Auch keine Ausbildung. Davon haben ihn wichtigere Dinge abgehalten. Er war lieber mit seiner Band zusammen oder hat als freier Künstler Bühnenbilder gemalt. Und er hat Erfolg, arbeitet beim Schmidts Tivoli Theater in Hamburg, baut Tonstudios und macht Musik.

Seit zehn Jahren lebt Meyering jetzt in Hamburg. Vorher hat er zwanzig Jahre in Emden gewohnt und war oft Gast im Apollo. Er sieht in dem denkmalgeschützten Kino den perfekten Ort für ein Kulturzentrum. „Sowas gibt es in Emden noch nicht. Eine Stadt mit 50.000 Einwohnern braucht aber einen solchen Ort.“ LISA FRANKENBERGER